Jul 26, 2017 Pedro May Allgemein, Europa, Spanien, Videos, 0
Rocio ist ein Dorf, eine Siedlung, eine Geisterstadt ohne befestigte Straßen mit mehr oder weniger 1600 Einwohnern. Jedes Jahr an Pfingsten bläht sich das Wüstendorf Rocio im Nationalpark Coto de Doñana innerhalb einer Woche zu einer Großstadt mit mehr als 1 Million Pilger auf. Hinzukommen über 50000 Pferde, tausende Ochsen, Traktoren, Geländewagen und Pferdekutschen.
Bruderschaften aus ganz Spanien, sogar aus dem Ausland lassen sich auf ihren Karren teils wochenlang ins tiefe Andalusien ziehen. Einige gehen auch zu Fuß und jenen ihr Arbeitgeber nicht frei gibt fährt selbst mit dem Auto nach Rocio. Die Reise führt durch archaische Landschaften, teils durch Pinienwälder, teils am Straßenrand.
An Pfingsten ist es heiß im inneren Andalusiens. Sehr heiß. 45 Grad sind keine Seltenheit. Die Sonne ist gnadenlos, Staub dringt in jede Ritze. Ochsengespanne ziehen reich verzierte Wagen mit mobilen Altären über seit Generationen festgelegte Pilgerwege. Für die Romeros gilt: Alle Wege führen nach Rocio. Es gibt hunderte Pilgerrouten quer durchs Land. Sie führen bei Sanlucar de Barameda über Flüsse, von Cordoba aus durch die extrem heiße Bratpfanne „la sartén de España“ Spaniens und für jene aus den Balearen übers Meer.
Frauen und Männer, Priester und Pferdefreaks sitzen in edlen Lederhosen auf Pferden oder in einem der teils sehr aufwendig ausgebauten Planwagen und singen Sevillanas Rocieras. „Es lebe die Jungfrau von El Rocío, es lebe die Bruderschaft, es lebe die weiße Taube La Paloma Blanca“. Für viele ist es ein Dauerbesäufnis. Tiere wie Menschen erkennen das Ende ihrer eigenen Kräfte. Vor der Apotheke in Rocio bildet sich eine lange Schlange. Für die Tiere gibt es Kraftfutter.
Am Pfingstsonntag wenn tausende Menschen vor der Wallfahrtkirche versuchen Männer mit Gewalt über die Absperrung in der Kirche zu klettern umso zur Jungfrauenstatue zu gelangen. Die wenigen die es schaffen heben den 1,5 Tonnen schweren Baldachin mit der Heiligen über das hohe Absperrgitter am Altar der Kirche. Auf einer Sänfte wird die Jungfrauenfigur zur Straße getragen. Dort warten Eltern darauf, sich mit Säuglingen in der Hand über die Köpfe der Zuschauer heben zu lassen. Die Berührung der Jungfrau soll die Kinder schützen. Vor Krankheiten und bei all dem Wahnsinn nicht zu Boden zu fallen.
Reisetipp
Wer sich das Spektakel aus rein touristischen Gründen ansehen möchte wird die stärksten Eindrücke am Donnerstag und Freitag vor Pfingstsonntag und am Pfingstsonntag bekommen. Am Donnerstag und Freitag lassen auf der Teerstraße zwischen Almonte und Rocio sehr bequem die Karavanen beobachten wie sie durch den Pinienwald ziehen.
In Rocio gibt es große Parkplätze für Autos und Wohnmobile gegen Gebühr. Das gesamte Pfingstwochenende herrscht geordnete Ausnahmestimmung im Ort Rocio. Tausende Pferde, Planwagen, Frauen in Flamenco Kostümen ziehen durch die Stadt.
Am Pfingstsonntag findet der Höhepunkt vor der Wallfahrtskirche statt. Sobald die Jungfrau auf die Straße getragen wurde versuchen Tausende diese zu berühren. Ein Wahnsinn bei locker 40 Grad im Schatten.
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