May 22, 2010 Pedro May Asien, Nordkorea, 0
Ausflugsboote am Yalu Fluss ermöglichen neugierigen Gaffern Einblicke in das meist abgeschottete Land der Welt. Die Bootstour startet in China im Ort He Kou, ca. 60 Km nördlich von Dandong. Es gibt sie noch – die weißen Flecken auf der Landkarte. Selbst im Jahre 2010. Während die Nachbarländer China, Russland und Südkorea bis ins kleinste Detail abgebildet sind zeigt Google Map (ScreenShot) im fortgeschrittenen Informationszeitalter mit Nordkorea ein Land ohne Städte.
Die koreanische Halbinsel ist seit 1945 geteilt. Ähnlich wie es einst auch Deutschland war. Im Norden hungernde Menschen in bitterkalten Wintern, im Süden kennt der Kapitalismus keine Grenzen.
Zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg war die gesamte koreanische Halbinsel eine Kolonie Japans. Von dieser mussten sich die Nipons nach dem 2. Weltkrieg verabschieden.
Nach dem 2.Weltkrieg einigten sich die Großmächte darauf, dass Russland den Norden und die USA den Süden der Insel regieren. Nordkorea und Südkorea treffen heute immer noch am 38. Breitengrad mit einer fast geschlossenen Grenze aufeinander.
Kaum ein Reiseführer liest sich so spannend wie jener aus Nordkorea. Es ist als würde man einen James Bond Roman lesen. Man liest von Repressalien die wie Museumsstücke in einer Vitrine dem geschichtsinteressierten Besucher vorgelegt werden. Wahrscheinlich ist Nordkorea das größte sozialistische Museum weltweit. Vor mir liegt mein aktuelles Lieblingsbuch “Nordkorea-Handbuch”, Trescher Verlag, Arno Maierbrugger, Auflage 2007. Diesem Zufolge ist eine Einreise nach Nordkorea “an und für sich kein Problem. Nur wohin die Reise gehen soll ist abseits einiger aufpolierter Städte wie Pyongyang und der vielen komunistischen Denkmäler ungewiss.
Der Grund dafür liegt einfach in der Tatsache, dass es keine detailierten Landkarten gibt und jede Reise ins Land nur auf exakt vorgegebenen Routen stattfinden darf. Google Map zeigt einen weißen Fleck auf der Landkarte und lediglich die staatliche “Korea International Travel Company – KITC” darf Reisen in Zusammenarbeit mit dem Staatssicherheisdienst anbieten. Diese Reisen sind mehr oder weniger seit dem Zusammenbruch der UDSSR und den damit verbundenen Versorgungsrückgang möglich. Die Regierung Nordkoreas braucht dringend Devisen. Devisen zur Anschaffung von Rüstungs- und Luxusgütern für die sich selbst verherrlichende kommunistische Führung.
Nord-China Reisende die aus 1001 Gründen keine Reise ins befreundete Nachbarland Nordkorea machen möchten, können in der Umgebung von Dandong einen kleinen visumfreien Einblick in den totalitären Stacheldrahtstaat bekommen.
Laut Arno Mainbrugger “handelt es sich zum einen um ein landschaftlich wunderschönes Land, zum anderen ist es auch für politisch Desinteressierte (falls es solche Menschen wirklich geben sollte) eine interessante Erfahrung, die Kuriositäten eines autoritär geführten Staatssozialismus stalinistischer Prägung in der Gegenwart zu erleben”.
Die meisten Ausflugsboote am Yalu Fluss sind an der modänen Promenade im Herzen der chinesischen Grenzmetropole Dandong zu finden. Hier sind die Fahrten angeblich am teuersten und zu sehen gibt es laut Internetforen nur sehr wenig. In Internetforen liest man oft von einem Riesenrad auf der nordkoranischen Seite, dass sich nie dreht. Sogar Focus.de berichtet im Artikel Blick auf das „Reich des Bösen“ von einer Bootstour für Schaulustige auf ein Land das nichts hat.
Im Gegensatz dazu wird mit Sicherheit jeder Nordkorea Glotz-Tourist von einer äußerst nachdenklich stimmenden und aufschlussreichen Bootsfahrt auf dem Yalu Fluss berichten, der im 60 Km nördlich gelegenen chinesischen Ort He Kou einsteigt.
Eine ca. 90 Minuten lange Fahrt entlang der nordkoreanischen Grenze zeigt gammelnde Fabrikgelände mit rauchenden Kaminen, kleine dörfliche Ansiedlungen und Menschen die größere Strecken zu Fuß zurücklegen. Regelrechte Menschenschlangen auf Feldwegen, die wie Autos im Stau stehen. Die bunten Ausflugsboote fahren meist entlang des nordkoreanischen Ufers zur nordkoreanischen Industriestadt Sup’ung-nodongjagu und auf am chinesischen Ufer zurück zum chinesischen Ausgangspunkt Qing Cheng.
Nur Autos oder auch Fahrräder gibt es so gut wie nicht auf der Yalu-Bootsfahrt zu sehen. Wie auch, denn selbst in der Hauptstadt Pyongyang gehören 10 spurige Autobahnen einer kleinen Elite, die Zugang zu Benzin und Strom hat.
Dies zeigt z. B. der Videobeitrag
Geheime Bilder vom grauen Alltag im Land hinter dem letzten eisernen Vorhang
http://www.youtube.com/watch?v=njk_tom8xog.
Die Bootsfahrt die eigentlich einer Bummelzugtour durch einen Zoo gleicht, zeigt auf den ersten Blick wie arm ein Land sein muss, wenn die Menschen ihre Waren nicht mal mit einem Schubkarren transportieren können. Enorme Armut mit einem Kontrollorgan wie in einem Konzentrationslager. Auch diese Kontrollen/ Wachen sind in regelmäßigen Abständen entlang der Flussgrenze zu beobachten. Nicht zu übersehen sind immer wieder kleine Gruppen die irgendeine undefinierbare Tätigkeit verrichten und ein Aufpasser daneben, der die Kontrolle nicht verlieren darf.
Interessante Links zu Nordkorea
Eine Sammlung außergewöhnlich aussagekräftiger und häufig veröffentlichter Bilder zeigt BOSTON.com
http://www.boston.com/bigpicture/2009/04/peering_into_north_korea.html
Ein Fotograf reist mit einer GoPro Kamera auf dem Autodach durch Pjöngjang. Das ungeschnittene Video gibt es hier
https://www.youtube.com/watch?v=D4hLctBvojE
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