Apr 01, 2012 Pedro May Sportreisen, Kitesurfen, Italien (Kite), Europa, Italien, 0
Flachwasser & Waves par Excellence. Sardinien ist für Kite- und Windsurfer zwischen Herbst und Frühjahr mit Sicherheit eines der Top-Destinations, die das Mittelmeer zu bieten hat. Insbesondere für Wave Fanaten die eine Reise im eigenen Womo zu schätzen wissen. Ein eigenes Womo mit kleiner Kombüse ist besonders im Winter, wenn’s immer wieder mal gerne regnet und die meisten Restaurants geschlossen sind, ohnehin eine dringende Empfehlung.
Es gibt drei Sardinien-Highlights: Die Welle, die Welle und die Welle. Insbesondere in SARDINIEN NORD! Auch wenn das Mittelmeer keinen Swell im eigentlichen Sinne wie der Atlantik zu bieten hat, so baut besonders der Mistral (ital. Maestrale, NW) an der Nordküste (sideon von links) und der Scirocco an der Südküste (sideon von links) eine bemerkenswerte Welle bis zu 3 Meter (selten, aber auch manchmal höher) auf. Selbst kleine Tubes sind möglich, aber leider wie so oft, nur bei Offshore-Wind.
Als Faustregel für den Wind gilt, dass Porto Pollo im Norden von Sardinien am häufigsten und den stärksten Wind hat. Porto Pollo hilft nämlich der Düseneffekt, der durch die Meerenge von Bonifacio entsteht. Dieser Venturieffekt hilft Porto Pollo bei allen Winden aus Nordost und Nordwest. Porto Pollo ist wie häufig angenommen, keineswegs ein Termikspot. Nach Südwesten hin, also an der Northshore nimmt die Windstärke ab. In der Regel plusminus 2 bft. Wenn also der Maestrale in den Böen in Porto Pollo (sardisch Porto Puddu) mit 12 bft (120 km/h!) reindonnert und selbst Windsurfen unmöglich macht, lohnt sich eine Fahrt zu den Spots nach Südwesten (z. B. Maritza). Häufig geht dann dort was mit der kleinsten Segelfläche. Umgekehrt lohnt es sich natürlich auch z. B. von Marina della Rose bei 3 bft. nach Porto Pollo zu fahren, um dort dann mit dem notwendigen Druck in der Tüte zu kiten. Generell ist der Maestrale (franz. Mistral) die am häufigsten anzutreffende Windrichtung. Er ist das Gold aus dem die Windsurfträume sind. Stark und gnadenlos, vor allem ist der Maestrale auch ein Schönwetterwind. Er kündigt sich mit glasklarer und etwas kälterer Luft an. Selbstverständlich erscheinen dann die verschneiten Berge Korsikas zum Greifen nahe.
Kitegrößen zwischen 7 und 12 qm, Windsurfsegel zwischen 3,5 qm und 5,5 qm sind zwischen Herbst und Frühjahr unabdingbar. Kiter die einen 6 qm Kite besitzen sollten diesen insbesondere in der Starkwindzeit, die im Frühjahr ist, einpacken.
Spotbeschreibungen
SARDINIEN NORD – die Kite- und Windsurfspots für Wellenhungrige im Nordwesten Sardiniens (Northshore) bei Wind aus nördlichen Richtungen (NW, N, NO)
Die Surfstrände für Kiter, Windsurfer und Wellenreiter zwischen Rena Majore und Porto Torres werden kurzum als “Northshore” bezeichnet. Bestimmt deshalb weil es hier bei Wind wellenmäßig ordentlich zur Sache geht. Die beliebtesten Kitespots für Wellenfreaks sind Marina della Rose und Valledoria. Die beliebtesten Windsurferspots, die aber auch für wellengeile Kiter geeignet sind heißen Cala Pischina, Marina della Rose, Vignola und Maritza.
Valledoria (Spiaggia San Pietro) ist mit seiner Flusslagune und einem über 10 Km langem fast hindernisfreiem Sandstrand eine Topdestination für Wellengeile und Flachwasserfreestyler zugleich. Nähere Infos siehe unten bei Flachwasserspots an der Northshore.
Marina della Rose ist ein sehr wilder und teilweise schwer zugänglicher Spot. Jedenfalls im Gegensatz zu Vignola und Valledoria. Sein Reiz liegt in der Abgeschiedenheit und in der Qualität der Welle die über einem Riff läuft. Wichtig: Der Spot Marina della Rose ist nicht als solcher ausgezeichnet. Auf der Landstraße zwischen Santa Teresa und Vignola ist auf halbem Wege dem Hinweisschild Lu Litarroni zu folgen. Nach einem großen geteertem Parkplatz oberhalb einer mit einer Steinmauer eingefassten Fahrbahn beginnt ein kurzer kritischer und schmaler Pistenabschnitt.
Wer direkt bis zum Kite-, Windsurf- und Wellenreitspot Marina delle Rose fahren will sollte je nach Auswaschung der Piste auf dem Weg zum Beach viel Bodenfreiheit und gute Nerven mitbringen. Die kurze Anfahrt kann nach starken Regenfällen so ausgewaschen sein, dass sie mit normalen KFZs oder gar mit Surfbussen unfahrbar wird. Gute Nerven benötigen Fahrer für den letzten Kilometer, der teilweise auf einer mit Holzbalken befestigten Fahrbahn führt. Das Problem besteht vor allem, wenn die Holzstege nass und glatt sind. Wer abrutscht wird sein Fahrzeug ohne fremde Hilfe kaum wieder fahrbereit bekommen. Bergehilfen wie hohe Wagenheber (Highjack) mehrere lange Ratschengurte die an den Pinien am Fahrbahnrand befestigt werden können, sollte man für alle Fälle im Gepäck haben.
Die Flachwasserspots im Norden Sardiniens bei Wind aus nördlichen Richtungen (NW, N, NO)
Für Freestyler hält der Norden insbesondere die Bucht von Porto Pollo, die Süßwasserlagune von Valledoria und das „caribian-bay“ Stintino La Pelosa bereit. Alle drei Sandstrände sind für Windsurfer als auch für Kiter gleichermaßen geeignet. Auch wer sich im Flachwasser langweilt, muss all diese 3 Spots wegen ihrer Einzigartigkeit gesehen haben. Flachwasser gibt es in Porto Pollo und Stintino La Pelosa aber nur bei Maestrale, also bei Nordwestwind. Auf Grund der Tatsache, dass dies die vorherrschende Windrichtung ist, kann man also in Porto Pollo (sardisch Porto Puddu) und in Stintino von Flachwasserbedingungen ausgehen.
Porto Pollo ist ohnehin meist die erste Anlauf- und Orientierungsstelle. In Porto Pollo und im nahe gelegenen Palau findet man spärlich ausgestattete Wind- und Kitesurfläden (hauptsächlich Klamotten) die im Notfall auch Kite- und Windsurfsegel reparieren. Die beiden Strände von Porto Pollo (Porto Liscia und Isola dei Gabbiani) werden selbst im Winter schnell mit großen weißen Wohnmobilen vollgeparkt. Aus den fahrenden Hochhäusern steigen meist Beginner und ältere Flachwasserheizer, die Angst vor der Welle an der Northshore haben. Immerhin findet man in Porto Pollo, 1 h von Olbia entfernt, einen großen geteerten Stellplatz („Wildcampen“ im Winter geduldet) ohne Höhenbeschränkung und selbst bei 120 km/h Windgeschwindigkeit Flachwasser. Gesurft werden kann Porto Pollo von Windsurfern und von Kitern bei westlichen (Maestrale, Ponente) und bei östlichen (Levante) Winden. Also wenn’s in Porto Pollo nicht geht, dann geht so gut wie nirgends was, auf der Nordhälfte der Insel. Das Beste für Wildcamper an Porto Pollo ist die Kitestation, die für 1 Euro windgeschützte (geschlossene, Frau und Mann getrennt) warme Duschen bereitstellt. Haare waschen mit warmen Süßwasser ist das Geld absolut wert! Vorallem bei den frischen Temperaturen im Winter und Frühjahr.
Freerider die es etwas individueller wünschen, finden am westlichen Ende der Bucht von Porto Pollo den Spot Porto Liscia. Hier gibt’s ne Bar und lässige Surfkollegen zum Abhängen. Vor allem aber auch, eine im Winter montierte Höhenbeschränkung die Hochhaus-Wohnmos abhält. Busse mit Aufstelldach trifft man als Übernachtungskollegen jederzeit auf dem windgeschützten Parkplatz direkt am Spot. Der Wind am kilometerlangen Beach von Porto Liscia ist fast so stark wie in Porto Pollo an der Isola dei Gabbiani. Der bei Maestrale (NW) ablandige Wind ind Porto Liscia auf Grund des sichelförmigen Strandverlaufes keine ernste Gefahr für Kiter dar.
Valledoria – Spiaggia San Pietro (Flachwasser + Welle) müssen vor allem Kiter deshalb gesehen haben, weil es (außer in Brasilien) sehr selten ist, dass man von einer Süßwasserlagune direkt ins offene Meer fahren kann. In der Lagune am ausgeschilderten Strandabschnitt Spiaggia San Pietro zeigen Freestyler wie hoch ihr Niveau ist. Im offenen Meer ist gerade dort die Welle am leckersten, wo der Fluss/ die Lagune ins Meer fließt. Bei über 6 Bft. ist eine (leicht chaotisch laufende) Welle von 2 Metern jederzeit angesagt. Je länger der Mistral bläst, desto höher! Die sauberste Welle gibt es in Marina della Rosa, dafür ist aber der Beach bei Valledoria länger und Platzprobleme an der über 10 Km langen Spiaggia wird es kaum geben. Außerdem kann man gleichzeitig in der Flachwasserlagune als auf dem offenen welligen Meer Kiten und Windsurfen.. Die Mischung machts. Der endlos lange Sandstrand um Valledoria gehört mit Sicherheit zu den vielseitigsten Spots auf der Insel.
Stintino La Pelosa ist, bezüglich der weißen Sandstrände und der kunterbunten Wasserfarben, auf der Halbinsel im Nordwesten Sardiniens, absolut mit der Karibik vergleichbar. Hier ist der Wind zwar deutlich seltener und schwächer als in Porto Pollo aber dafür können Winde aus Westen und aus Osten gleichermaßen gefahren werden. Stintino-La Pelosa ist der Spot für Postkartenmotive!
SARDINIEN OST – die Kite- und Windsurfspots an der Ostküste der nördlichen Inselhälfte Sardiniens bei Wind aus südlichen Richtungen (S, SO)
Nur bei Scirocco (Südwind) macht es Sinn die Spots südlich von Olbia aufzusuchen. Die Ostküste zwischen Lido del Sole (dt. Salinen-See) und San Teodoro (Beach Spiaggia La Cinta) bietet gigantische Möglichkeiten für Freestyler sich auszutoben. Häufig werden die Spots an der Ostküste im Norden Sardiniens als Flachwasserrevier bezeichnet. Im Vergleich zur Northshore Sardiniens (Küste südwestlich von Porto Pallo) mag der Begriff Flachwasser vielleicht seine Gültigkeit haben. Trotzdem muss man mit aller Klarheit betonen, dass es lediglich in Lido del Sole echte Flachwasserbedingungen gibt. Für alle Spots außer Lido de Sole gilt: Je mehr der Scirocco aus Osten reindreht, desto höcher die Wasserbewegung.
Lido del Sole sollte man aber nur dann aufsuchen, wenn keine Wolke über dem Tafelberg der Isola Tavolara schwebt. Denn nur dann schiebt die Thermik den Scirocco (Südwind) bis in die Bucht von Lido del Sole. Freestyler werden monieren, dass es seltener Südwind als Westwind hat. Doch ob mit oder ohne Wind, karibische Wasserfarben und Flachwasser (selbst bei Winden über 6 bft) bieten Postkarten-Ambiente.
Das Ministädtchen Posada im Süden von San Teodoro ist ein Geheimtipp für die Nowind-Action. Unter dem Castello della Fava (Saubohnenburg) aus dem 12 Jahrhundert zieht sich ein mittelalterliches Häusergewirr den Kalkfelsen empor. Nach einem Aufstieg durch enge Gassen, versteckte Treppengänge und in der Nebensaison geschlossenen Bars erreicht man den viereckigen, von weitem sichtbaren Turm (kostet leider Eintritt). Der grandiose Ausblick führt Augen und Gefühle geradeaus in den mit Pinien bewachsenen weißen Sandstrand Spiaggia Posada und die vielen Ost- und Südwind-Kitestrände bei Posada. Besonders erwähnenswert ist hier der mehrere kilometer lange Strand La Caletta.
Die Kite- und Windsurfstrände von La Cinta bei San Teodoro und in La Caletta bei Posada haben sobald der Südwind die Power für 12 m2 und kleinere Kites liefert Wellen und Shorebreak um ca. 1 Meter. Besonders wenn der Südwind eine leichte Ostströmung einnimmt. Also nix Flachwasserspot, dafür geile Rampen! Welleneinsteiger sind willkommen. Wenn der Südwind nicht so recht durchkommen mag, so hat man in La Cinta bei San Teodoro am Nachmittag die höchste Wahrscheinlichkeit surfbaren Wind anzutreffen.
Die perlenfarbene Ostküste ist lang und hat viele Namen: Lido di Pittulongu nordöstlich von Olbia, Murta Maria bei Lido de Sole, Spiaggia la Cinta bei San Teodoro, La Caletta bei Posada, etc. Kommt, staunt und kitet selbst – Venezuela ist so nah!
Ein paar Worte zu den Windsurf- und Kitespots im Süden Sardiniens
Windsurfer und Kiter mit einer ausgeprägten Vorliebe für Wellen (echte Wellen!) checken den Wind in Capo Mannu, Chia, Villasimius, Porto Pino und Geremaes.
Capo Mannu ist laut Meinung vielgereister Windsurfer der beste Wellenspot im Mittelmeer. Für Kiter ist Capo Mannu leider nichts, da dieser fast komplett aus Steinen und Felsen besteht und so ein Einstieg selbst für Kite-Experten sehr schwierig ist. Aber nichts ist unmöglich! Kiter und Windsurfer, die keine Superexperten sind und keine Experimente wagen, fahren am Besten zu den breiten Sandstränden nach Chia und Geremaes. Chia ist bei Scirocco (sideshore von links) perfekt zum Wellenreiten. In Geremaes freut man sich am meisten über den Maestrale (fast onshore).
Jetzt hab ich mich viele Buchstaben lang über bekannte Kite- und Windsurfingspots ausgelassen. Dies fällt mir auch relativ leicht und ist schnell passiert … im Gegensatz zu all den vielen anderen windreichen Spots den Küsten Sardiniens. Alle Spots zu beschreiben, würde jeden Speicherplatz sprengen. Sardinien ist unendlich und unter wenigen andern die Toplocation für Wavefreaks im Mittelmeer.
Wichtig: Sardinien mit der Karibik zu vergleichen ist nicht weit hergeholt. Außer beim Thema Temperaturen: Zwischen Herbst und Frühjahr, wenn ein Tiefdruckgebiet das Nächste jagt und das Mittelmeer so um die 15 Grad hat, ist die Karibik lediglich ein Traum der schlecht wärmt. Es geht auf alle Fälle ohne Schuhe und vielleicht ohne Handschuhe, aber eine Kapuze und 5 – 7 mm Neopren sollte man sich auf alle Fälle auf die Brust packen. Einige Jungs laufen sogar mit Trockenanzügen, Schuhen und Handschuhen im März am Strand rum. An Weihnachten soll das Meer wärmer sein als an Ostern. Ich werds mal auschecken, denn ich kanns kaum erwarten wiederzukommen.
Hinweis für all Jene die auf die Idee kommen sollten, im Sommer zum Surfen nach Sardinien zu fahren: Zwischen Mitte Juni und Mitte September quillt die Insel mit italienischen Festlandtouristen und deutschen Wohnmobiltouristen über. Wer die Insel nur im Winter kennen gelernt hat, kann sich ein deutliches Bild von den Sommermassen machen, indem er die Mülltonnenarmeen an beliebten Stränden zählt.
Außerdem machen im Sommer auch der Wind und die Welle Urlaub. Leider nicht in Sardinien. Wohin der Wind verschwindet kann ich nicht sagen, jedenfalls versteckt er sich mit wenigen Ausnahmen in den Monaten Anfang Juli bis Anfang September. Mit Thermik ist nur selten zu rechnen, denn der Temperaturunterschied zwischen dem warmen Mittelmeer und dem Festland reicht nur selten für Wind über 4 bft.
Dann ist es immer das Gleiche: Kein Wind, keine Welle = viele laute gestresste Familien, die Preise hochschrauben, Parkplätze rauben und Kitestartplätze mit Sonnenschirmen blockieren. Sardinien ist gerade für Süddeutsche ein beliebtes Campingparadies. Weiße Wände der Marke Hymer und Co. schleichen mühevoll zwischen den endlosen Serpentinen der sardischen Küstenstraßen dahin. Campen direkt am Spot wird zur Hauptreisezeit auch ziemlich anstrengend. Die Carabineri sind dann wild wie die Wespen, also immer und überall. Außer auf teueren Campingplätzen (2 Personen + 1 Womo = 40 € und mehr) wird man wohl nur schwer seine Ruhe finden. Wenn dann Italien auch noch Urlaub (Juli – Mitte August) macht, ist Partystimmung selbst auf den Campingplätzen garantiert.
Niedrige Wohnmos ohne Hochdach (VW-Bus, etc.) werden zwar keine Probleme haben, diverse Höhenbeschränkungen zu den Surfspots und Wildschlafplätzen zu passieren, aber Fahrzeuge über 2,10 werden im Sommer nicht unter die Höhenbarrieren passen. Ab Herbst flexen Mutige die Ketten, etc., und sonstige Absperrungen auf. Erst so ca. ab Pfingsten werden diese dann von den Beamten (auf Anweisung der Campingplatzbesitzer!?) wieder montiert. Denn anders als zwischen Herbst und Frühjahr checken die Behörden beliebte „wilde Campingplätze“. Und glaubt mir, die Bullen kennen jeden Stellplatz mit Meeresblick! Ich noch nicht … denn es gibt sie wie Sand an den Stränden von Sardinien.
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