Nov 15, 2014 Pedro May Allgemein, Sportreisen, Kitesurfen, Portugal (Kite), Portugal, 0
Guincho ist Legende. Nicht ohne Grund. Denn Guincho ist der zuverlässigste Wellenspot mit Wind in ganz Portugal. Von Mai bis September ballert in Guicho nicht nur die thermisch verstärkte Nortada kräftig Wind in die Kitesurfsegel, sondern spült so gut wie immer gut surfbaren Swell zwischen 1 und 2 Metern an den breiten Sandstrand des Nobelortes Cascais bei Lissabon. Die Wind- und Kitesurfbucht ist eingerahmt von einer malerischen Steilküstenkulisse. Doch die Rahmenbedingungen sorgen für eine natürliche Selektion insbesondere bei Kitesurfern.
Somit ist Guincho auch einer der weltweit wenigen kite- und windsurfbaren Beaches, die sich in Großstadtnähe befinden. Immerhin ist Lissabon einer der abwechslungsreichsten Großstädte Europas! Die Stadt mit teils brasilianischer Atmosphäre vereint das alte südländische Flair mit dem modernen Europa gleichermaßen. Somit lassen sich hier Kitesurfen und Kulturreise optimal miteinander verbinden. Ein Besuch im größten Aquarium Europas in dem postmodernen Expogelände bietet sich regelrecht an, wenn der Passatausläufer (Nortada) wegen mangelnder Thermik die Küste nicht erreicht. Denn selbst wenn Guincho der windigste Ort Portugals im Sommerhalbjahr sein mag, so bedeutet dies keinesfalls, dass es hier jeden Tag Wind über 4 Beaufort gibt.
Die Wind- und Kitesurfbedingungen in Guincho
Voraussetzung damit es hier richtig Wind im Segel gibt, ist die Thermik, welche durch die Sanddünen im Hinterland erzeugt wird. Weiterhin verantwortlich für den oft starken und leider auch böigen Wind am Strand von Guincho ist der Leitplankeneffekt der durch den Berg nördlich der Praia do Guincho wird.
Meist gibt es starken bis sehr starken Wind für kleine Kites für mehrere Tage hintereinander. Wenn die Nortada richtig reindrückt so variiert die Kitegröße zwischen 5 und 10 qm2. Meist beginnt es am frühen Nachmittag ganz locker und nimmt dann im Laufe des Tagesverlaufes heftig zu. Typisch ist es, dass man zwischen 15 h und 16 h mit 9 m2 rumgurkt und dann ab 17 h gerne einen 7 m2 oder auch 6 m2 Kite pumpt. Die ganz heftigen Tage spucken Windsurfer wie aus dem Nichts aufs Wasser, während 5 qm2 Kites am Himmel um ihre Existenz kämpfen. Leider gehört Guincho nicht zu den Revieren, bei denen man behaupten könnte der Wind käme konstant wie aus dem Föhn. Aber starker Wind ist wie vielerorts immer etwas böhig. Somit werden nur fortgeschrittene Rider in Guincho richtig Freude haben.
Strände mit Wind gibt es viele. Aber Wind und Welle ist besonders im Sommer in Europa etwas seltenes. Leider etwas sehr sehr seltenes! Während in Viana do Castelo im Norden Portugals die Wellenwahrscheinlichkeit im Hochsommer relativ niedrig ist, findet man in Guincho immer noch Windwellen mit bis zu 2 Meter zum Abreiten. Die Praia do Guincho ist so optimal nach Nordwesten ausgerichtet, dass die Nortada aus Nord, Nordwest bzw. Nordwestwest die Wellen optimal an den flach abfallenden sandigen Beach schiebt. Aber auch Swell aus West und/oder Süd kommt hier in Abständen von über 10 Sekunden rein.
Am saubersten rollen die Wellen bei Midtide, also jeweils bei Flut- und Ebbehalbzeit. Bei Flut nimmt der Wind im übrigen eher zu als bei Ebbe. Mit diesem Effekt kann man kalkulieren, wenn es darum geht, den eventuell zu starken oder zu schwachen Wind an sein Kiteequipment anzupassen.
Wer nach Guincho reist, kommt zum Wellen abreiten. Je nach Windstärke und vorangegangenem Westswell rollen hier teilweise gewaltige Walzen an den Strand. Kitesurfer mit Wellenerfahrung werden aufgrund des sideshore bzw. sideonshore Windes feststellen, dass der Swell relativ leicht frontside zu rippen ist. Allerdings sollte man auch wissen, wann es Zeit ist auch mal umzudrehen. Denn immer wieder kommt es vor, dass ein paar Sets mit über 2 Meter Höhe hohl brechen, während die darauf folgenden Wellen feine Ritte down the line mit mehreren Turns zulassen.
Der Beach ist unübersehbar in 2 Bereiche geteilt. Wie mit dem Lineal ausgemessen “schmücken” einige niedrige Felsen die Mitte des Kite- Wind und Wellenreitstrandes. Gerade diese Felsen in der Mitte, als auch die Steilküste links und rechts der Praia und die beeindruckenden Wellen sorgen dafür, dass man hier keine Anfänger am Strand trifft. Na ja, am Strand vielleicht schon aber im Wasser bestimmt nicht!
Trotzdem gibt es hier auch die Tage mit Wellen unter einem Meter. Das sind häufig jene Tage, an denen die Thermik erst in den Abendstunden (z. B. ab 17 h im Juni) den notwendigen Turbo zuschaltet. Wenn sich das Hinterland trotz nördlicher Windströmung (Nortada) zu sehr aufheizt, kann die in der Dünenlandschaft hinter dem Beach gespeicherte Wärme nicht richtig umgesetzt werden. Das bedeutet, dass der Wind erst dann einsetzt, wenn sich das Inland abkühlt. Also in den Abendstunden.
Achtung: Auch wenn sich der Wind nur langsam gegen Abend von Norden oder Nordwesten durchsetzt, sollte man kein zu großes Material aufbauen. Mit 8 m2 (Waveboard) ist ein 80 Kg schwerer Mann gut bedient. Denn wenn sich die Thermik einmal durchgesetzt hat, ballerts bis spät in die Nacht. Und ganz Guincho like, nicht zu schwach!
Wichtig ist es auch zu wissen, dass wenn es während der Zeit auf dem Wasser plötzlich merklich wärmer wird, ist es höchste Zeit mit seinem Kite den Beach anzusteuern. Denn dann kann er Wind innerhalb einer Minute zusammenfallen. Also unbedingt die Locals beobachten und schnell reagieren!
Badegäste insbesondere in den Schulferien und an Wochenenden
Die Badegäste halten sich in der Regel (außer im Hochsommer, wenn es besonders heiß und tagsüber trotz Nordströmung windstill sein kann) im rechten Strandabschnitt auf. Denn hier ist man im windschatten der Steilküste gut vor dem fliegenden Sand geschützt. Denn im Sandstrahlgebläse sitzt nicht mal ein Surfer gerne. Trotz des häufig starken Windes kann es an dem Strand in Großstadtnähe gerade an den Wochenenden, insbesondere im Hochsommer sehr voll werden.
Deshalb sollte man selbst in der Kite-Nebensaison (Mai, Juni, September) prinzipiell eher während der Woche und nicht an den Wochenenden an der Praia do Guincho aufschlagen. Denn leider ist der Peak links und rechts der Felsen relativ klein, so dass man häufig um einen Platz in der Welle kämpfen muss.
Overnight – sicher Parken und im Wohnmobil schlafen.
Parkplätze findet man südlich und nördlich oberhalb des Kite-, Wind- und Wellenreitstrände der Praia do Guincho. Genauer gesagt gibt es beim Hotel Muchaxo im Süden der Bucht kostenlose Parkplätze. Im Norden der Bucht ist der über eine kurze Piste erreichbare kostenpflichtige Parkplatz aber die sicherere Alternative. Denn auf dem kostenlosen Parkplatz vor dem Hotel Muchaxo wird häufig eingebrochen. Der kostenpflichtige Parkplatz oberhalb dem nördlichen Ende der Bucht ist bestimmt deshalb sicherer, weil hier Parkwächter das Parkplatzgelände ablaufen. Wie auch immer, ganz vor Einbrüchen ist man auch hier mit Sicherheit nicht geschützt. Zum Einen weil der kostenpflichtige Parkplatz nicht immer mit Parkplatzeinweisern (dann ohne Bezahlung) besetzt ist, zum Anderen, weil es sich eben in erster Linie um Parkplatzeinweiser und nicht um einen Securitydienst handelt. 100 % sicher ist allerdings kein Parkplatz. Ob bewacht oder nicht!
Beide Parkplätze setzen voraus, dass man sein Kitesurfmaterial zum Beach runter trägt. Der Parkplatz bleibt deshalb immer etwas oder ganz außerhalb des Sichtfeldes. Leider kann man auf dem privaten und kostenpflichtigen Parkplatz nicht übernachten. Wohnmobile, etc. werden in den frühen Morgenstunden zwischen 4 – 7 h nicht geduldet. Deshalb sucht man sich im Hinterland einen windgeschützten Stellplatz oder mietet sich im Orbitur Camping (ca. 2 Km vom Beach entfernt) ein und freut sich über W-Lan und Waschmaschine.
Einen guten kostenlosen Stellplatz auf dem in der Regel Wohnmobile geduldet werden findet man am Ende der Piste die zum kostenpflichtigen Parkplatz führt. Die Piste endet am Castelo do Guincho (TomTom Navi kennt diesen Ort!). Hier kann man in der letzten Kurve rechts ober neben dem Castilo do Guincho schlafen. Wenn der Wind allerdings nachts richtig durchballert, dann wohnt man in seinem Womo wie auf einem Schiff. Es schaukelt und pfeift. Einschlafen wird dann ohne einen entsprechenden Alkoholpegel zur echten Aufgabe. Deshalb empfehle ich bei starkem Wind im Hinterland eine geschützte Stelle zu suchen. Bei Windstille ist der Stellplatz neben dem Castelo do Guincho allerdings sehr romantisch und man hat einen genialen Blick auf die Praia do Guincho und die Steilküste im Norden. Frühmorgens wird man von Anglern begrüßt.
Wassertanken für Wildcamper
Wer nicht am Campingplatz schläft muss früher oder später Wassertanken. Im Nachbarort Malveira gibt mehrere Brunnen mit Trinkwasser in sehr guter Qualität. Zwei Brunnen/Wasserhähne findet man im Ort selbst. Leider gibt es hier nur wenig Platz zum Halten. Deshalb sind diese Wasserhähne nur für Womo-Fahrer interessant, die ihr Trinkwasser mit einem Zweirad und Kanistern besorgen.
Der für Wohnmobile interessanteste Wasserhahn ist allerdings jener, der sich ca. 500 Meter außerhalb von Malveira befindet. Nämlich auf der steilen Straße Estrada de Serra. Diese Quelle liegt unübersehbar links (von Guincho kommend) auf dem Weg nach Convento do Capuchos (ausgeschildert) nach einem steilen Anstieg auf eine Anhöhe. Diese auch für große Wohnmobile geeignete Quelle liegt ca. 5 Km vom kostenpflichtigen Parkplatz in Guincho entfernt. Hier hat man ausreichend Platz zum Parken und benötigt nur einen sehr kurzen Schlauch zum Tanken. Leider ist der Wasserhahn ohne Gewinde, so dass man den Schlauch mit der Hand halten muss oder man arbeitet mit einer Gießkanne.
NoWindAction
Strandbar
Am Guincho Beach gibt es selbstverständlich eine Strandbar. Im Sommer werden zusätzliche Bars aufgebaut in denen bis spät in die Nacht Party gemacht wird.
Shopping
Die Stadt im Hinterland von Guincho heißt Cascais und bietet alle Arten von Einkaufsmöglichkeiten. Das Shoppingcenter “Cascais Shopping” lässt so gut wie keine kommerziellen Wünsche übrig. Das Shoppingcenter ist deshalb leicht zu finden, weil es unmittelbar an der A16 liegt. Kennt jedes Navi!
Lissabon – Stadtbesichtigung
Mindestens 2 Tage und 3 Nächte sollte man für eine Besichtigung der besonders abwechslungsreichen Hauptstadt Lissabon einkalkulieren. Dafür empfiehlt es sich einen Campingplatz oder ein Hotel in Stadtnähe zu buchen.
Guincho im Video – Kitesurfer and Politik Desperados
Für Surfer ist Portugal ein Höhenflug der Gefühle. Für Wellenreiter und Kitesurfer! Doch Portugal gehört auch zu den ärmsten Ländern Europas. Die Politik ist von Krisen geschüttelt. So lecker die Wellen an den endlosen Sandstränden Portugals laufen, so hart ist das Leben der einfachen Bevölkerung die teilweise mit Löhnen unter 600 Euro pro Monat auskommen muss. Das Video zeigt den Kontrast zwischen Misswirtschaft und Surferidylle.
Guincho ist ein Kitesurfspot nur für Welleninteressierte mit Erfahrung. Wenn die Praia do Guincho im Sommer nicht so voll (im Wasser, am Stand, auf den Parkplätzen) werden würde, wäre es der perfekte Sommerkitespot mit Welle in Europa.
Aber im Mai und im September kann man hier aber während der Woche außergewöhnliche Sessions mit viel Platz für sich allein auf der Welle und am Strand genießen.
Insbesondere die Nähe zur Kulturmetropole Lissabon machen Guincho zu einem besonders tollen Kultur- und Kitesurfspot von Frühjahr bis Herbst. Denn im Winter ist regelmäßig mit Flaute und Regen zu rechnen. Dafür sind die Wellen bei West- und Südswell im Winter besonders beeindruckend.
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