Sep 11, 2014 Pedro May Sportreisen, Kitesurfen, Kroatien (Kite), 0
Die Böen der Bora zählen zu den stärksten der Welt. In Premantura und Ližnjan kommt der Wind so an, dass Kite- und Windsurfer saftige Sessions in der Adria erleben können. Allerdings ist es nicht einfach voraus zu sagen, wann mit Bora zu rechnen ist und auch nicht wie lange sie anhält. In Istrien gibt es so gut wie keine Sandstrände was zu einer natürlichen Selektion bei Kitesurfern führt. Denn nur sehr sichere Kiter werden keine Probleme haben über Steine oder Felsplatten ins Meer zu steigen. Mit Sicherheit auch ein Grund warum man in Kroatien immer noch sehr viele Windsurfer trifft.
Das Wasser ist an allen Kite- und Windsurfspots in Istrien sehr kabbelig. Je stärker der Wind, desto kabbeliger wird die ganze Angelegenheit. Da es an den beschriebenen Kite- und Windsurfspots nur Steinstrände gibt, ist überall mit Seeigeln zu rechnen. Doch wer die Felsen vorsichtig und nur am Wasserrand betritt und sich dann die ersten Meter per Bodydrag aufs Meer rausziehen lässt hat gute Chancen sich auf den nächste Surftag ohne Blessuren zu freuen.
Istrien in Kroatien ist also nichts für Kiter die ihre Reise lange vorher planen, sondern vielmehr für spontane Surfer die keine all zu lange Anreise haben. Deshalb trifft man an den Kite- und Windsurfspots rund um Premantura und Ližnjan hauptsächlich Wind- und Kitesurfer aus Bayern, Österreich, Tschechien, Slowenien und selbstverständlich auch aus Kroatien.
Großraum Premantura
Premantura ist ein kleiner Ort nördlich des Naturparks Rt. Kamenjak. Am Rande des Rt. Kamenjak Parkes liegt auch der Camping AC Stupice.
Spotbeschreibung – Naturpark Rt. Kamenjak
Der Kitespot befindet sich auf der kleinen Halbinsel nördlich der Bucht Uvala Skokovica. (Uvala = Bucht in Kroatisch). Vor der kleinen Landverbindung auf die Halbinsel gibt es eine im Sommer geöffnete Bar vor der man sein Auto abstellen kann und dann auf der nicht bewaldeten Fläche der Halbinsel seinen Kite startet. Der Ein- und Ausstieg erfolgt über Felsplatten die relativ gut begehbar sind. Hier bläst der Wind sideshore und ist somit ideal zum Kite starten und landen.
Einreise – Pistenmaut im Rt. Kamenjak Park
Leider muss man für die Einfuhr mit einem Auto oder Wohnmobil eine Gebühr (Pistenmaut) bezahlen. Fußgänger oder Radfahrer können kostenlos in den Park. Die Zahlstation ist bislang nur von ca. Mai bis September besetzt. Die Zahlstation südlich des Dorfes Premantura registriert auch das Kennzeichen bei der Ein- und Ausreise in den Park. So können sie feststellen, wer sich noch nach 22 Uhr im Park aufhält. Denn Übernachten ist angeblich auch aus Umweltschutzgründen in dem Park nicht erlaubt. Da freuen sich die vielen Campingplatzbesitzer rund um das Dorf Premantura.
Spotbeschreibung – Camping AC Stupice
Der Kitespot im Camping AC Stupice ist mit Sicherheit der bekannte Kitespot in Istrien. Dem enormen Campingplatzgelände ist eine Halbinsel vorgelagert. Diese baumlose, leicht mit Gras bewachsene Halbinsel dient als Startplatz für die Kites.
Die Kites werden auf einer Art Fußballplatz mit Wiese aufgepumt. Mit dem Kite in der Luft arbeitet man sich dann zwischen die Wohnmobile hindurch und steigt (bei Bora) über einen ca. 5 Meter breiten groben Kiesstrand ins Wasser. Nach einem sehr kurzen Bodydrag kommt man mit sideshore Wind schnell aufs Brett.
Wie bereits beschrieben ist das Wasser an allen Kitespots in Istrien sehr kabbelig. Vor der Campingplatzhalbinsel ist eine unbewohnte Insel namens Otocic Trumbuja (Otocic = Insel) vor der insbesondere Kitesurfer glattes Wasser finden können. Auch wenn die Insel nicht hoch ist, so erreicht der Wind das Wasser nicht in Bodenhöhe. Aber Kitesurfer können vor der Insel in Lee ein kurzes Stück glattes Wasser finden.
Camping AC Stupice – vom Bett aufs Brett
Außerdem kann man direkt auf der Halbinsel mit dem Wohnmobil campen und kommt sogar hier in den Genuss von Strom, Trinkwasser und einer Kaltwasserdusche. Vom Bett aufs Brett ist in der Tat eine feine Sache. Die Stellplätze auf der Insel sind sehr groß, so dass man einen relativ weiten Abstand zwischen den Fahrzeugen hat und eigentlich immer einen Blick aufs Meer genießen kann. Unmittelbar auf der Insel mit dem Womo zu stehn ist allerdings bei sehr starker Bora nicht ratsamt. Zum einen wird das Fahrzeug so aufgeschaukelt, dass man denkt man würde sich auf hoher See auf einem Schiff befinden, zum Anderen spritzt die salzige Gischt das Fahrzeug voll. Auf der Festlandseite des Campings findet man geschützte Plätze unter Bäumen.
Großraum Ližnjan (“Wavespots”)
Die Kite- und Windsurfspots südlich von Ližnjan unterscheiden sich hauptsächlich im Campingambiente zu jenen Surfspots bei Premantura. Hier schneidet kein Campingplatz und keine Pistenmaut den Weg zum Surferglück an der Adria ab. Das Wasser ist hier aber genau so kabbelig wie bei Premantura. Auch hier muss man überall über Felsplatten oder grobe Steine ins Wasser steigen. Bei Wind- und Kitesurfern ist insbesondere die Bucht Uvala Kuje bekannt. Hier gibt es eine Art Riffplatte die flach ins Meer läuft und somit für kleine Wellen sorgt. Für Kitesurfer gibt es zwei Zugänge (Uvala Kuje Nord + Uval Kuje Süd) mit jeweils einer Möglichkeit direkt am Spot zu campen. Außemdem findet man nicht nur viel Platz zum Campen sondern auch für den Kiteaufbau in dem für jeden zugänglichen Militärgebiet.
Spotbeschreibung Uvala Kuje – Nord (nur bei Bora aus nordöstlicher Richtung)
Die meisten Kite- und Windsurfer starten an einem sehr gemütlichen Stellplatz unter Pinien im Norden der Uvala Kuje Bucht. Der “geheime” inoffizielle Womo Stellplatz ist auch relativ gut windgeschützt. Hier gibt es einen relativ kleinen, aber ausreichend großen steinigen und baumlosen Bereich für den Kitestart. Der Einstieg erfolgt über Felsen mit sideshore Wind. Man kann direkt vor dem Wohnmobilstellplatz in der Bucht oder vor der gegenüberliegenden Küste (siehe Kitespot Uvala Kuje – Süd) im Südwesten der Bucht kiten und windsurfen. Hier ist sind schon von weitem Schaumkronen auf dem Wasser erkennbar. Das ist der so genannte “Wellenspot”. Wenn der Wind abbricht, landet man in der Nähe des Hafens (im Westen der Uvala Kuje Bucht) auf einer Wiese (mit einigen freistehenden Bäumen) und läuft dann zu Fuß zum Stellplatz für ca. 20 Min. zurück.
Anreise zum Stellplatz Uvala Kuje – Nord
PKWs und kleine Camper (VW-Bus ohne feststehendes Hochdach) nehmen den kürzesten Weg zum Stellplatz Uvala Kuje – Nord. Diese leicht geneigte Piste biegt rechts neben der Kapelle (siehe Karte) ab. Hier hängen allerdings einige Äste relativ tief und machen es hohen Fahrzeugen nicht einfach ohne Kratzer an den Spot zu gelangen. Nach Regenfällen ist die teilweise mit Felsplatten befestigte schmale Piste sehr schmierig. Deshalb sollte man aufpassen, dass man hier wegen der Pistenneigung nicht gegen einen Baum oder eine kleine Steinmauer rutscht. Dies gilt besonders für schwere Fahrzeuge!
Größere Campingfahrzeuge fahren an der Kapelle (siehe Karte) links gerade aus weiter und biegen einige hundert Meter später rechts Richtung Meer ab. Diese Strecke hat keine Höhenbeschränkung durch Bäume. Sie ist aber bei und nach Regenfällen evtl. nicht passierbar (je nach Fahrzeugtyp, Bodenhöhe, Antrieb). Die Piste wird extrem schmierig, schwere Fahrzeuge mit wenig Bodenfreiheit können in tiefen Schlammlöchern stecken bleiben. Oft ist der schlammige Pistenanteil allerdings nur sehr kurz. Deshalb ist es ratsam, ein paar Bergehilfen (Sandbleche oder nur ein paar massive Holzbohlen, Abschleppseil) einzupacken. Unbedingt auch an die Rückfahrt bei plötzlich einsetzendem Regen denken!
Spotbeschreibung Uvala Kuje – Süd (bei Bora aus allen Richtungen, Nordost, Ost-Nordost)
Uvala Kuje – Süd ist der direkte Zugang zum so genannten “Wellenspot”. Wer hier parkt steht somit genau gegenüber dem Stellplatz unter den Pinien von Uvala Kuje – Nord. Uvala Kuje – Süd liegt unmittelbar vor dem Militärgebiet das heute nur noch landwirtschaftlich genutzt wird. In Uvala Kuje – Süd gibt es somit hauptsächlich Felder, ein paar Wiesen und keine Bäume. Also sehr viel Platz für den Kiteaufbau und zum Kite landen. Der Einstieg erfolgt auch hier über Felsen und Steine mit sideshore Wind.
Anreise zum Stellplatz Uvala Kuje – Süd
Die Anreise zum Kite- und Windsurfspot Uvala Kuje – Süd erfolgt über eine Piste die kurz vor dem Tor zum Militärgebiet (siehe Hinweistafel auf dem geöffneten Tor) links abzweigt. Sollte die Piste im weiteren Verlauf nur annähernd feucht sein, so sollten nur Allradfahrzeuge diesen einsamen Stellplatz anfahren. Wenn der Weg absolut trocken ist, können auch Wohnmobile und PKWs ohne Allradantrieb anreisen. Sollte es allerdings plötzlich zu regnen beginnen kann die Rückreise bei durchnässtem Boden sehr sehr kritisch werden. Da helfen dann schwereren Fahrzeugen auch ein paar Bergehilfen nur sehr wenig. Denn hier ist eine längere Strecke über ein Feld bzw. eine sehr schlammige Piste mit tiefen Wasserlöchern zu passieren.
Hinweis – “Wellenspot Ližnjan”
Kite- und Windsurfer sprechen im Zusammenhang mit dem Surfspot Ližnjan häufig von einem sogenannten “Wavespot”. Naja, welliger ist hier das Meer in der Tat, aber so richtig haben tut man nicht wirklich etwas davon. Das liegt zum Einen an der “Höhe” der Miniwellen und zum Anderen daran, dass diese sehr knapp an der felsigen Küste brechen. Denn die flach abfallenden Felsplatten laufen nicht sehr weit ins Meer hinein. Selbst als Rampen zum Springen sind sie mehr oder weniger unbrauchbar, weil die Bora meist im rechten Winkel zur Welle kommt. Also 100 % von hinten, der Wind schiebt die Welle vor sich her. Denn die Adria gleicht insbesondere zwischen Rijeka und Istrien eher einem See als einem Meer. Somit hat der Wind auch nicht viel Strecke zum Aufbauen einer Welle.
Die Kitespots im Militärgebiet – Bucht Uvala Lakosase
sind besonders bei Wind sehr einsam und wegen einer gut festgefahren Piste leicht zu erreichen. Insbesondere Wildcamper die auch gerne Baden (Ministrände zum Handtuch ausbreiten) gehen suchen sich einen Stellplatz im Militärgebiet das heute als Ackerfläche genutzt wird. Im Westen der Landspitze rund um die Uvala Lakosase Bucht kommt die Bora, je nach dem wo man einsteigt, sideonshore bis onshore an die steinige Küste. Entlang der Uvala Lakosase Bucht führt eine kleine Piste die mit Wohnmobilen und auch nicht Allradfahrzeugen befahren werden kann. Hier findet man unendlich viele (schattenlose, nicht vom Wind geschützte) Stellplätze.
Platz zum Kite aufbauen ist in der baumlosen Gegend genügend vorhanden. Der Einstieg über Felsplatten bzw. grobe Kiesstrände ist überall möglich.
Windvorhersage
Eine Reise nach Istrien zum Wind- und Kitesurfen lohnt sich, wenn
– der Windfinder für Kamenjak klar erkennbaren Wind für mehrere Tage aus Nordost mit mind. 5 Beaufort/ 16 Knoten ansagt.
– Aladin.info ein ähnliches Windergebnis (starker Wind aus Nordost für mind. zwei Tage) darstellt. Übrigens: Vetar = Wind, Sutra = nächster Tag
Grundkenntnisse zum Bora Wind
Die Bora ist ein Fallwind aus Nordost bis Ost-Nordost der durch diverse Kanalisierungseffekte in den Tälern und Gebirgspässen Kroatiens verstärkt wird. Deshalb tritt die Bora nicht entlang der gesamten Küste von Kroatien auf, sondern nur an einigen Stellen. Das Gelände in Kroatiens lässt die Bora insbesondere bei Triest, Rijeka und Senj mit voller Wucht auf die Adria herunter knallen. Nicht immer sind all diese drei beschriebenen Windkanäle gleichermaßen stark belüftet. Deshalb kommt es vor, dass der Wind in Premantura bzw. Ližnjan mal mehr aus nördlicher bzw. östlicher Richtung kommt. Das erklärt auch, warum es manchmal in Istrien Wind hat während sich im italienischen Bora Kitespot Grado Pineta kein Blatt bewegt.
Während die Bora in der Nähe der Ostküste (bei Rijeka) im nördlichen Teil Kroatiens häufig unbrauchbar böig und extrem stark ist, kommt er auf der Halbinsel von Istrien an einigen Stellen relativ konstant onshore bzw. sideonshore an. Der Weg über das Meer hilft dem Wind sich zu stabilisieren und sich auch etwas abzureagieren. Bei Bora Böen im Winter bis zu 200 Km/h ist das nicht unbedingt ein Nachteil! Im Sommer ist die Bora schwächer, dann erreichen die Fallböen in Küstennähe nur noch Windgeschwindigkeiten um die 100 Km/h. Meist lässt sich auch gut beobachten, das der erste Tag mit Bora Wind am stärksten ausfällt und dann allmählich schwächer wird. Leider sind im Winter, wenn das Wasser und der Wind am kältesten ist die meisten Bora Tage zu verzeichnen.
Ab September lohnt es sich regelmäßig nach Bora Ausschau zu halten. Denn im Spätsommer und im Herbst ist das Wasser noch schön warm. Unabhängig von der Jahreszeit kann der Bora Wind zwischen ein paar Stunden und mehreren Tagen mit und ohne kurze Unterbrechungen dauern.
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Bora
Die “schwarze Bora” (zyklonale Bora) ist meist von dunklen Wolken, öfters auch von Regen begleitet.
Die “weiße Bora” (antizyklonale Bora) ist ein auffällig trockener Wind der bei Sonnenschein und guter Fernsicht auftritt.
Es ist durchaus möglich, dass sich weiße und schwarze Bora tageweise abwechseln während die Bora mit voller Kraft die Nacht über wütet. Ein windgeschützter Womo- oder Zeltstellplatz ist somit sehr wichtig!
Kritik – für Natur bezahlen im Großraum Premantura
Leider muss man auch dann für die Einreise mit einem Fahrzeug in das Campingplatzgelände des AC Stupice bezahlen, wenn man gar nicht die Infrastruktur (Übernachten, Strom etc.) des AC Stupice Campingplatzes nutzt. Tagesbesucher zahlen zwar weniger, aber immer noch zu viel. Denn immerhin sollte man bedenken, dass man somit für die Zufahrt zum Meer bezahlen muss! Somit wird hier eine Art Parkplatzgebühr fällig. Nur Materialabladen und dann wieder wegfahren geht ohne Bezahlung nicht. Das ist genau so unverschämt wie Kurtaxe an den deutschen Nordseestränden (Sylt, St. Peter-Ording) zu verlangen oder ein Drehkreuz am Seezugang in Österreich in Podersdorf aufzustellen.
Deshalb habe ich lange überlegt ob ich diesen Campingplatz und den Rt Kamenjak Naturpark überhaupt als Kitespot beschreiben soll. So schön der AC Stupice Campingplatz auch sein mag, so groß ist er auch. Eigentlich ist er nicht groß sondern riesig. Deshalb wird auch eine enorme Küstenlänge innerhalb des Camping für nicht zahlende Besucher gesperrt. Insbesondere, wenn der AC Stupice Camping im Winter geschlossen ist.
Dass man Geld für staubige Pisten auf dem Kap Kamenjak verlangt zeigt, das die Besucher in Istrien bereit sind Geld für Natur zu bezahlen. Man erkennt so schnell, wie rar unverbaute Natur an der Südspitze Istriens geworden ist. Die Maut für die wenigen Kilometer Piste gehört mit Sicherheit zur teuersten Straßengebühr in Europa!
Somit gibt es an den beiden Premantura Spots (Naturpark Rt. Kamenjak + Camping AC Stupice) keine Möglichkeit Kiten zu gehen ohne Geld zu zahlen bzw. direkt am Spot im Womo zu schlafen. Auch wenn die Uvala Skokovica Bucht im Rt. Kamenjak Park und der Camping AC Stupice die bekanntesten Spots zum Wind- und Kitesurfen sind, entsprechen sie nicht den klassischen Vorstellungen eines reisenden Surfers. Denn es ist hier unmöglich im Campingfahrzeug direkt am Surfspot zu übernachten ohne dafür zu bezahlen.
Wer allerdings gerne auf einem Campingplatz wohnt und Kitesurfen gehen möchte findet in dem Campingplatz AC Stupice eine sehr gute Infrastruktur. Vorausgesetzt man kann einen Kite sicher auf einer kleinen Fläche starten, sicher Höhelaufen und weiß wie man einen Kite bei plötzlichem Windverlust auf Felsplatten die von Bäumen eingegrenzt sind landet.
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