Aug 30, 2013 Pedro May Panorama, Europa, Spanien, 0
Spanien, Brücke zwischen Morgen- und Abendland. Historisch gesehen
ist Andalusien stolz auf seine islamische Vergangenheit. Dazu besteht
auch guter Grund: Mit dem “Kalifat von Cordoba” schaffen aus
Damaskus flüchtende Omajaden ein fortschrittliches Herrscherimperium
im Süden Europas. Eine für jene Zeit ungewöhnliche Religionstoleranz,
sowie die Förderung von Wissenschaften werden im 10. bis 13. Jahrhundert
als oberste Leitziele eigener Weltanschauung deklariert. Auf diese leider
nur 300 Jahre andauernde Blütezeit islamischer Herrschaft gehen bis
heute fast alle pro-islamischen Gedankenansätze der westlichen Welt
zurück.
Seit dem kämpfen aus norden eindringende Christen (Reconquista),
sowie aus Süden kommende Mauren gegen jene so wohl etablierten und
hochgebildeten Omajaden um die Macht. Das Land verfällt in kleinere
Teilstaaten, die den Zerfall islamischer Herrschaft letztendlich trotzdem
nicht mehr aufhalten können. Doch bevor die Katholischen Könige
Isabella (Königin von Kastilien) und Ferdinand (König von Aragon)
durch ihre Heirat (1479) die beiden großen spanischen Königreiche
vereinen, lassen mitlerweile immer mächtiger gewordene Mauren in
der Herrschaft der Nasriden einer er reichsten Königreiche der Halbinsel
entstehen: Granada wird wichtigstes und zugleich letztes kulturelles Zentrum
islamgläubiger Bürger.
Die symbolische Schlüsselübergabe (der Eingangstore zur Alhambra
von Granada) des letzten Maurischen Herrschers Boabdil an die Katholischen
Könige wird aber letztendlich nichtsdestotrotz als zukunftsbestimmende
Eroberung Spaniens durch die Christen gefeiert (1492). Boabdil zieht sich
nach Afrika zurück und mit gehen fast acht Jahrhunderte islamische
Kultur in Südspanien zu Ende.
Seitdem sind über 500 Jahre vergangen. Seit dem hält der Kampf
gegen nachbarschaftliche Islamstaaten an. Spanien zieht in gewohnter Regelmäßigkeit
seine Diplomaten aus Rabatt/ Marokko ab. Melia und Ceuta sind bis heute
spanische Kolonialgebiete auf dem afrikanischen Kontinent. Bereitwillig
reiht sich Aznar in die “Union der Willigen” für den Krieg
gegen Sadam Hussein ein. Tarifa die südlichste Stadt des europäischen
Festlandes liegt nur 35 Bootsminuten von Marokko entfernt. Und trotzdem
waren mehr als 95 % der Einwohner der lediglich 14 KM entfernten Kleinstadt
im Süden Spaniens noch nicht in ihrem Nachbarstaat. Ein äußerst
trauriges Ergebnis hinsichtlich so enormer kultureller Gemeinsamkeiten
und ganz besonders der geografischer Nähe. Der Grenzübertritt
kann sogar mit Personalausweil bewerkstelligt werden. Doch Vorurteile
ländlich strukturierter Dorfbewohner an der Grenze Europas scheinen
selbst in über 500 Jahren nicht an Kraft verloren zu haben. Selbst
der Schiffsbetrieb wird von einer deutschen Reederei unterhalten. Ortsansässige
aus der andalusischen Provinz Cadiz wissen kaum etwas mit dem offenen
Grenzeverkehr zwischen Tarifa und Tanger anzufangen.
Nur auf eines kann und will man nicht verzichten: Die billigen illigalen
Arbeiter aus Marokko, das Öl aus Saudiarabien und das Erdgas aus
dem nur 30 Flugminuten entfernten Algerien. Nur 30 Kilometer vom Ferryablegesteg
Tarifas entfernt liegt der Industriehafen Algeciras/ Gibraltar mit seiner
enormen petrochemischen Fabrikanlage. Dort finden viele in der von bis
zu 40 % geplagten Region ein geregeltes Einkommen. Darüber hinaus
Gas zum Kochen und Sprit für, auch des Spaniers liebstes Spielzeug,
das Auto.
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