Aug 29, 2013 Pedro May Panorama, Europa, Spanien, 0
Keinesfalls mit einer bayerischen Lederhosen-Gaudi zu vergleichen: ein Spektakel für Jung und Alt. Kaum ein Kind, kaum eine Dame Andalusiens ist nicht im Besitz eines Flamenco-Kleides. Für jedes Dorf des spanischen Südstaates ist die Feria der Höhepunkt lokaler Festkultur. Nur ein “Ausländer” (inkl. Nicht-Andalusier) kann es sich erlauben, ohne entsprechendes Kostüm zu erscheinen! Trotz MC-Donalds und Mulitimedia strömen Teenager Tag und Nacht in die Festzelte (casetas). Tendez steigend! Grund: Der Flamenco lebt. Die Musik ist kein statisches Produkt. Takte vermischen sich mit Pop und Klassik und sensualer Erotik. So entstehen alljährlich neue Musikkreationen, die alle die gleiche Bezeichnung tragen: Flamenco
Nicht wenige sind es, die den Flamenco zu dem machen, was er bis heute geblieben ist: Salonfähig, modern und von zunehmender Beliebtheit bei Jung und Alt, im In- und Ausland. Insbesondere sind hier ein paar klassische Künstler zu nennen die sich klar von einnander unterscheiden und den Flamenco weltberühmt gemacht haben:
Paco de Lucia (Gitarren-Idol des sogn. “guitarra sin canto“):
“Introvertiert und halbverrückt”, wie er selbst sagt, “um gut Gitarre spielen zu können, musst du viele Stunden hinter verschlossenen Türen brüten, das prägt ungemein!” Eigentlich wollte Paco Flamencosänger werden, doch sein Vater sagte, dass es an guten Gitarristen fehle. Er befolgte den Rat seines Vaters und landete im mangelnden Selbstbewusstsein. Denn wärend sich seine Mitstreiter in Stimmbildung übten, konnte er “nur” Gitarre spielen! Gerade deshalb wurde der Gitarren-Gott zum Vaterunser der jungen Generation. Letztendlich gibt er es selbst zu: “Um meine Verunsicherung zu vertuschen, spielte ich wutentbrannt. Ich war aggressiv, weil ich als “nur” Gitarrist auf der Bühne stand.” Seine Wut heizte ihn an, zu immer komplizierteren Schlagtechniken, rasenden Skandalen und glasklaren Geständnissen.
Manuel de Paula (Stimmen-Gott des sogn. “cante jondo“):
Mit zitternden Lippen und verzerrtem Gesicht presst er seine selbst gereimten Verse hervor … dann springt er auf, ballt seine Hand zur Faust, führt sie zu Gesicht, spannt den ganzen Körper an und stößt einen langen, durchdringenden Schrei aus: Kraft, Schmerz, Leid, Leben und Tod … Themen von denen jeder Zigeuner etwas zu erzählen weiß. Manchmal erzählt Manuel von sich selbst: “… wenn alle Müde und bleich sind, schon im Begriff zu gehen, dann passiert was Garcia Lorca einst beschrieben hat: Sie reißen sich die Kleider vom Leib – und ich habe plötzlich den Geschmack von Blut im Mund.”
Joaquin Cortes (Tanzbeau des sogn. “zapateado“):
Er bekreuzigt sich dreimal, springt auf die Bühne und die Show geht los. Ein riesiger Lichtkegel fällt auf ihn herab. Zwei Arme erheben sich ganz langsam aus einer Drehbewegung über den nackten Oberkörper in die Höhe und spannen sich wie riesige Flügel eines Greifvogels auf. In gesammelter Konzentration erobert er dann, in präziser Schrittfolge des Balletts, den Raum. Die barocke Schönschrift seines Körpers offenbart sich in feinstem zapateado … durch rhythmische
Fußarbeit hörbar gemachte Bewegungen gehen in ekstatische Explosionen über … bis sein knabenhafter Körper vibriert.
© Textinhalte (Paco, Manuel, Joaquin) teils aus MERIAN
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