Aug 23, 2010 Pedro May Asien, Syrien, 0
Syrien hat Ruinen zum Träumen, auch für Nicht-Archeologen. Abseits der Touristenströme zwischen dem Euphrat & der Stadt Palmyra gibt es viel lohnenswertes zu entdecken.
Wüstentour im Uhrzeigersinn
Aleppo – Nadjim – Djabr – Rusafa – Palmyra – Damaskus
Im Vergleich zur Sahara ist die Fahrt durch die syrische Wüste wie ein Besuch Disneylands. Schnell und in der Regel auf sehr guten geteerten Straßen fährt man von einem zum nächsten städtischen Zivilisatiospunkt. Touristische Highlights folgen in kurzen Zeitabständen. Die Kürze zwischen Beduinendorf zu Beduninendorf vermittelt den Eindruck nie weit von menschlicher Zivilisation zu sein.
Syrien – eine Wüste für Einsteiger
Diesen Eindruck werden vor allem Saharareisende haben. Jene die das erste mal in einer Wüste sind werden aber trotzdem von der Weite der sehr dünn besiedelten Wüstensteppe Syriens beeindruckt sein. Stundenlange Autofahrten in einer tankstellenlosen Gegend, fern von jeder Zivilisation wie z. B. in Algerien, Ägpten oder Mauretanien gibt es kaum. Wanderdünen die selbst Allradfahrzeugen den Weg versperren gibt es in der Region zwischen der Wüstestadt Palmyra & Euphrat Fluss nicht. Piratentum wie in Algerien/ Niger/ Mali (Tuarecs) oder in der Westsahara (Magrebinische Al Quaida) sind bislang nicht bekannt. Trotzdem sind stets die aktuellen Sicherheitsbestimmungen des Auswährtigen Amtes zu checken. Die syrische Wüste ist, ähnlich wie die israelische Negev, sozusagen eine Wüste für Einsteiger.
Wüstenerfahrene Selbstfahrer sollten sich aber trotzdem nicht täuschen. Jedes liegen bleiben kann tödlich verlaufen. Wer des Arabischen nicht mächtig ist, sollte sich ein GPS Gerät mitnehmen. Die Ausschilderung, selbst an geteerten Wüstenwegen ist entweder gar nicht oder nur in arabischer Schrift vorhanden. Syrien besitzt nicht die afrikanische Selbstverständlichkeit, Orte in Arabisch und Englisch oder Französisch oder Portugisisch anzuschreiben. Zumindest nicht abseits der Hauptverkehrsrouten wie z. B. Palmyra – Damaskus. Einheimische sind von Straßenkreuzungen oft weit entfernt. Ein voller Wasser- und Sprittank ist auch hier ein absolutes Muss! 48 Grad im Schatten sind im Sommer für jene die wegen einer Panne in einer schattenlosen Gegend hängen bleiben lebensbedrohlich. Trotz der vielen geteerten Straßen die von den Ölfirmen zur Wartung gebauten wurden, verfährt man sich sehr schnell. Viele Straßen sind in keiner Karte eingezeichnet oder Ortsbezeichnungen tragen einen anderen Namen als dies in den in Deutschland zu kaufenden Karten der Fall ist.
Die optischen Highlights
auf dem Weg durch die syrische Wüste
Burgruine Qala’ at an-Nadjm am Euphrat Fluss
(auch Qal’ at Najm geschrieben, neben Dorf Nadjm, 2 Autostd. von Aleppo entfernt)
Die Highlights auf der Reise durch die syrische Wüste zwischen Palmyra und dem Euphrat sind lange nicht so frequentiert wie die Stadt Palmyra. Genau darin liegt der Reiz. Alleine auf besonders exponiert liegenden Burgruinen herumzulaufen gibt der Wüste einen ernsthaften und verträumten Eindruck zugleich. So liegt die Burg Qala’ at an-Nadjm romantisch gelegen am Euphrat. Die wenig besuchte Burg markiert den westlichen Rand Mesopotamiens (Zweistromland zwischen Euphrad & Tigris). Ein besonderes Erlebnis ist es sicherlich im kristallklaren, warmen Wasser des Euphradflusses am Fuße der Ruinenburg Qala’ at an-Nadjm zu baden.
Burgruine Qala’ at Djabr am Asad Stausee
(3 Autostunden von der Burgruine Qala’at an-Nadjm entfernt)
Ähnliches wie in der oben beschriebenen Burg bei Nadjm kann man auch an der etwas größeren Burg Qala at Djabr erleben. Die auf einer Halbinsel gelegenen, nachts eindrucksvoll beleuchteten Burgruine ermöglicht, wenn man sie besteigt, sehr gute Eindrücke über die Größe des Asad Stausees. Die gigantische Größe des Stausees schafft ein etwas unangenehmes feuchtheißes Klima im Sommer. Dafür gibt es Tag und Nachtüstenprise, die für eine Abkühlung zu sorgen vermag. Zumindest wenn man gerade in dem warmen Wasser des Stausees gebadet hat.
Leider sind die Ufer rund um den Stausee in der Nähe der Qala at Djabr ein beliebtes Gebiet für Picknick der einheimischen Bevölkerung. Demzufolge sind die Ufer sehr mit Müll (Plastiktüten, Essensreste, etc.) verschmutzt. Nicht so stark, dass man den majestätischen Anblick der Burgruine Qala at Djabr nicht genießen könnte. Vorallem nachts, wenn die Fliegen nicht fliegen. Denn die vielen, besonders penetranten Fliegen als Folge der Küstenverschmutzung werden einem den Geschmack auf ein längeres Verweilen an den Ufern des Euphratstausees (Asad Stausee) verderben. Aber alleine schon der Anblick des größten stehenden Gewässers Syriens, des Asad Stausee, welches noch dazu in der Wüste liegt ist absolut eine Reise wert.
Ruinenstadt Ar-Rusafa
(auch Arrassafeh geschrieben,
1 Autostunde von Qala at Djabr entfernt, 50 Km südlich von Raqqa )
Ar-Rusafa ist wie Palmyra eine der Top Highlights auf einer Syrienreise. Wenn Ar-Rusafa nach einer längeren Fahrt durch die Wüste plötzlich wie eine Fata Morgana am Horizont auftaucht glaubt man eine gemalte Filmkulisse vor sich zu haben. Es handelt sich bei Ar-Rusafa aber um kein Medienspektakel, sondern um eine nur sehr wenig besuchte Geisterstadt aus den frühen Jahren der christlichen Zeitrechnung. Ar-Rusafa ist eine Stadt wie sie Kindern in Märchen erzählt werden. Aber auch die meist besuchte Pilgerstadt des Nahen Ostens im 5. Jahrhundert.
Das besondere an der byzantinischen Festungsstadt ist die mehr oder weniger vollständige Stadtmauer und deren isolierte Lage in der Wüste südlich des Asad Stausees, ca. 50 Kilometer von Raqqa entfernt. Wenige Beduinendörfer rund um die äußerst eindruckvolle, rot schimmernde Stadtmauer schaffen einen gelungen Brückenschlag aus der christlichen Blütezeit (395 – 635 n. u. Zeitrechnung) der Stadt in die syrische islamisch-arabische Neuzeit von heute. Schon ein kurzes Klettern auf eine der zerstörten Mauerteile ermöglicht einen Blick auf die christlichen Kirchenreste. Grund für den langen Erhalt der Stadtmauer ist die Tatsache, dass massiver Stein und kein Stampflehm (Lehmziegel) zur Errichtung verwendet wurden. Dass die Mauerwerke von weitem wie nach Lehm aussehen liegt daran, dass Lehm als Putz verwendet wurde. So passte sie sich farblich perfekt ihrer Umwelt an. Die perfekte Tarnung also für all jene Feinde der damaligen Zeit den Weg zur Festungsstadt nicht kannten.
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