Sep 16, 2010 Pedro May Sportreisen, Mountainbiken, Türkei (Bike), Wallpaper, 0
Montainbiketrail für Treckingbegeisterte mit sehr guter Downhilltechnik zu den Yedigöller Seen. Mit dem Bike (aufs Pferd geschnallt) gehts auf 3728 m. Nach einem eindruckvollen Gipfelerlebnis fällt man auf pittureskem Singletrail 1450 hm bergab.
Allgemein
Mountainbike Trail
Hoher Taurus – Aladaglar Yedigöller Hochplateau:
Der wilde Osten auf dem Weg der Seidenstraße zwischen Istanbul & China beginnt im Gebirge des Hohen Taurus. Etwa 100 Kilometer südöstlich des touristisch bekannten Kappadokien erheben sich die höchsten Gipfel des Hohen Taurus. Nur am 800 Km östlich gelegenen Ararat gehts in der Türkei höher hinauf.
Die mehr oder weniger 3750 m hohen Gebirgszüge rund um das Yedigöller Hochplateau mit seiner pikturesken Seenlandschaft nennen die sehr hilfsbereiten und gleichzeitig nie aufdringlichen Locals Aladaglar.
Das Aladaglar gleicht der Taklamakan Wüste Chinas. Gleichzeitig zeigen die schroffen Felsen ein sehr alpines Gelände in deren Täler Pferdewege führen. Teils Hochalpin, wenn auch ohne Gletscher – wohlgemerkt! Diese Pferdewege dienen als Treckingrouten für Taurusüberquerungen und als Mountainbike-Downhilltrails für all jene die sich ihr Fahrrad per Pferd auf die Hochplateaus transpotieren lassen.
In aller Klarheit sei hier vermerkt, dass der hier beschriebende Mountainbike Downhilltrail nur für sehr ambitionierte Downhiller in Frage kommt. Ca. 80 Prozent des Trails führt über groben Schotter, teils steil berab. Der Trail ist eine Mischung aus den beiden vom Moserbikeführer beschriebenen Gardaseetrails Valpura & Dalco! Gute Downhiller werden 95 % der gesamten 1450 hm Downhillstrecke fahren können. Wer sich diese Abfahrt nicht zutraut, sollte die gesamte Strecke als Bergwanderung zu Fuß machen.
Tourenbeschreibung
1. Das Basislager
(Sokulupinari Camp, oberhalb des Dorfes Demirkazik Köyü)
Als Basislager für den Aladaglar Yedigöller Hochplateau Mountainbiketrail dient das auf 1950 m gelegene Sokulupinari Camp (auch der Begriff Sokullu Pihar ist gebräuchlich). Es ist in 20 Minuten mit (nicht unbedingt geländegängigen) PKWs auf einer Piste vom Ort Demirkazik Köyü bequem zu erreichen.
PKW-Selbstfahrer können ihr Zelt- oder Wohnmobil irgendwo in der näheren Umgebung des Sokulupinari Camps aufstellen. Niemand wird sich daran stören! Mit eigenen Rädern (PKW & Mountainbike) anzureisen ist insbesondere deshalb ratsam, weil es bislang nirgends anständige Mountainbikes zu leihen gibt.
Auf dem Campground mit festen Zelten (des deutschen Wanderreiseveranstalter Hauser) findet man Toiletten und Platz für eigene mitgebrachte Zelte auf einer künstlich bewässerten Wiese. Küchenzelte aus gewebter Tierwolle bieten Schutz vor den starken UV-Strahlen und bieten eine einfache Verpflegung. Während der sehr kurzen Saison Juli & August findet man fast täglich einen Bergführer der Deutsch- oder Englisch spricht. Die Bergführer sind aber keinesfalls mit jenen staatlich geprüften Bergführern im Alpenraum vergleichbar. Weder konditionell, noch technisch! Trotzdem können Sie gute Tips und Routenbeschreibungen im Aladaglar Nationalpark geben. Auch dann, wenn man deren kostenpflichtige Dienste nicht in Anspruch nimmt!
Pro Zelt verlangt man ca. 3 € und 2 € pro Person und Nacht. Ein Transfer mit einem Allrad-Lada vom mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbaren Dorf Demirkazik Köyü kostet einfach ca. 10 € pro Fahrzeug. All diese Preisangaben sind selbstverständlich verhandelbar!
Downhill-Mountainbiker werden im Sokulupinari Camp (auch ohne türkische Sprachkenntnisse) ein Pferd für den Mountainbike Uphill-Transport zu dem Yedigöllar Plateau, dessen höchster Punkt auf 3400 m liegt, finden. Im August 2010 kostete der 3,5 h lange Transport für zwei Mountainbikes 50 €. Nicht vergessen: In einem orientalischen Land ist alles verhandelbar!
2. Der Aufstieg
Für den Aufstieg sind 2 Varianten möglich:
a) Stichtour (gesamt 6,5 h)
Trecking auf leicht zu findendem Pferdeweg aus Schotter,
Auf- und Abstieg ca. 1450 hm, ca. 4 h Aufstiegszeit
Bei der Treckingtour handelt es sich um die Mountainbike Downhillstrecke. Wer diese Tour auf dem häufig sehr groben Schotter geht, versteht schnell warum es sich von selbst erklärt, sein Mountainbike aufs Pferd zu binden und es nicht selber in das anfangs enge und dann immer breite werdende sonnige Tal zu tragen. Von 1450 hm bergauf wären maximal 50 hm fahrbar!
All jene, die sich eine ca. 6 stündige Bergsteige- und Klettertour durch ein nicht markiertes und gesichertes Gelände (siehe unten) nicht zutrauen, werden diese außergewöhnlich piktureske Treckingtour wählen. Mountainbiker die eine Überquerung des Yedigöller Plateaus mit seinen mindestens 7 Seen (falls nicht teilweise ausgetrocknet) planen, werden sich ebenfalls für diese Aufstiegsvariante entscheiden.
b) Rundtour (gesamt ca. 9 h)
Bergsteige- und Kletteraction, ohne Seilsicherung,
über den Emler Gipfel (3728 m), Aufstieg ca. 2000 hm, ca. 6 h Aufstiegszeit
Diese Rundtour im Uhrzeigersinn wählen ambitionierte schwindelfreie Bergsteiger mit sehr guten Mountainbike-Downhillkenntnissen. Die anfangs reine Bergsteigetour vom Basislager führt auf dem kürzesten Weg zum dritthöchsten Gipfel (Emler, 3728 m) des Aladaglar Gebirgszuges. Bei dieser Aufstiegsvariante sind besonders in der zweiten Hälfte des ca. 2000 hm langen Aufstieges Schwindelfreiheit bei den leichten aber längeren Kletterpartien über ein steiles mit Geröll durchsetztes hochalpines Gelände erforderlich. Eine Seilsicherung ist nicht zwingend vorgeschrieben. Einmal ist ein Abstieg in eine leichter begehbare Ebene erforderlich. Deshalb sind bei diesem Aufstieg ca. 2000 hm zu bewältigen, obwohl der Höhenunterschied zwischen dem Basislager (1950 m) und Emler Gipfel (3728 m) nur 1778 hm beträgt. Keinesfalls sollte dieser Aufstieg alleine bewältigt werden. Der Weg ist nicht markiert und schwer zu finden. Ein Bergführer ist dringend anzuraten.
Im Ort Demirkazik Köyü, unterhalb des Basislagers befindet sich eine Hütte die dem türkischen Bergreiseveranstalter Sobek Travel gehört. Das Sobek Travel Headoffice findet man in der Stadt Nigde. Über Sobek Travel können ortkundige Bergführer gebucht werden. Europäische Reiseveranstalter (z. B. Hauser) die Touren im Aladaglar anbieten beziehen ebenfalls ihre Lokalguides über Sobek Travel. Kurzentschlossene finden evtl. im Sokulupinari Camp (Basislager) eine Gruppe der man sich anschließen kann.
Wer diese Variante wählt, sieht sobald er den Gipfel des Emler (3728 m) erreicht seine Mountainbikes auf dem Pass des Yedigöller Plateaus (3400 m). Die Sherpas zu Pferde wissen ohne große Gespräche, wo sie die Fahrräder abzuladen haben. Letztendlich sind noch gute 300 hm Abstieg vom Emler Gipfel zum Bikedepot erforderlich. Danach wartet ein grandioser Downhilltrail durch eines der schönsten Täler der Türkei.
3. Der Downhill
(1450 hm, per Bike oder zu Fuß ca. 2,5 h)
80 % grober & feiner Schotter
in teils steilem Gelände, 15 % easy fahrbahrer Bodenbelag, teils als Singltrail, teils auf mit PKW befahrbarer Piste. Der Trailverlauf ist unverfehlbar.
Die türkischen Sherpas zu Pferde stellen die Bikes zuverlässig auf der Yedigöller Passhöhe (3400 m) ab. Hier beginnt der 1450 hm lange Höllendownhill. Wer vom Emler Gipfel (3728 m) kommt, muss noch ca. 328 hm (25 Min.) zum YedigöllerPass auf einem gut begehbarem Weg auf der Rückseite des Emler Berges zum Yedigöller Pass (3400 m) absteigen.
Sofort zu Beginn der Downhillstrecke wird klar auf welchem Belag man sich zu 80 % ins Tal hinunter zu stürzen hat. “Just keep going and never stop” heißt die Devise. Nicht lange nachdenken, einfach die Räder in Rollen bringen.
Grundsätzlich kann man den unverfehlbaren Downhill in 4 Abschnitte unterteilen:
a) 3400 m – 3200 m
Der teils grobe als auch feine Schotter sehen nicht so aus, als könnte man in diesem oder auf diesem fahren. Aber es geht! Besonders im feinen Schotter zählt die Steilheit. Immer wenn er auftaucht, ist es steil genug um wie ein Wasserskifahrer aus diesem schwebend aufzutauchen. Nach ca. 20 Minuten taucht zur linken Seite eine Wasserquelle auf. Hier sollte man unbedingt seine Trinkwasservorräte auftanken. Die nächste Wasserquelle befindet sich erst kurz vorm Ende der gesamten Fahrstrecke.
b) 3200 m – 2800 m
Zwischendrin laden wenige Singletrails mit festem Untergrund zur Entspannung ein. In den Spätnachmittagsstunden blendet die Sonne und weißt den Weg in das nach Nordwesten abfallende Tal.
c) 2800 m – 2400 m
Nun fällt das Gelände steil in ein nur mit höchster Konzentration befahrbaren Singletrail ins schwarze schattige immer enger werdene Nichts ab. Das anfangs noch sehr breite Tal entwickelt sich zu einem Nadelör das mit auf einigen teils sehr engen Serpentinen zu bewältigen ist.
d) 2400 m – 1950 m
Letztendlich wird das Nadelör breiter, verliert deutlich an Gefälle und wird grüner. Man stürzt sich von einer Gebirgswüste in eine grüne Oase. Der teils noch immer sehr grob schottrige Belag weicht langsam einem sandigen Erdboden auf dem das Bike gut rollt. Erstmals tauchen Markierungen (Pfeil oder Kreis) auf. Um nach längeren Rollphasen die mit PKW befahrbare Piste zu erreichen muss man sich an diesen Markierungen rechts, nach Norden halten. Dabei gilt es ein kleines meist wasserloses Flussbett zu überqueren. Schließlich erreicht man ein Wasserquelle mit einem betonierten Wasserauffangbecken. Von hier sind es nur noch wenige Minuten auf dem PKW-Fahrweg zum Basislager.
Nun gilt es sich zu Duschen, sein Kaloriendefizit zu decken und Adrenalin abzubauen. Mit Sicherheit vergeht jetzt nur noch wenig Zeit bis die Augen zufalllen. Nun muss man von dem außergewöhnlichem Natur- und Bikespektakel träumen.
Alternative
Yedigöller Plateau Überquerung
Sehr sportliche Biker, die in den Sommermonaten vor Sonnenaufgang aufbrechen, können eine Yedigöller Plateau Überquerung mit Start- und Zielpunkt Sokulupinari Camp an einem Tag schaffen. Der Tourverlauf wäre dann Sokulupinari Camp (1950 m) – Yedigöller Plateau 3400 m) – Kayseri und von dort aus über die Teerstraße per Taxi zurück zum Camp.
Nicht-Hardcore-Downhiller werden ca. 80 Prozent dieser Strecke fähren können. Vorrausgesetzt man macht die Rundtour in der hier vorgeschlagenen Richtung und wählt den Trecking/ Pferdepfad für den Uphill wie in Variante a) beschrieben.
Sonstige Hinweise
Empfohlene Saison
für Trecking und Mountainbiketouren ist Mai – Oktober. Am optimalsten sind jedoch die Monate Juli & August. Denn selbst im August findet man noch Schneereste in den nördlichen Lagen der schroffen Gebirgzüge. Im Winterhalbjahr ist der Aladaglar Nationalpark (Milli Park) ein Skitourenrevier. Das Sokulupinari Camp (Basislager) ist meist von Mai bis Oktober in Betrieb.
Kartenmaterial & Buchtipp
für den Aladaglar Nationalpark gibt es kaum. Teils primitiv skizzierte Karten zeigen die befahr- oder begehbaren Wege nur wenig zufriedenstellend.
Das Buch “Aladaglar da 50 Rota” zeigt selbst gezeichnete Skizzen zu Kletter- und Treckingrouten im Aladaglar Nationalpark. Bei den meisten handelt es sich um reine (nicht bikebare) Kletter- und Treckingtouren. Leider sind die eingezeichneten Touren bislang nur in türkischer Sprache erläutert.
Zu beziehen ist das Buch über folgende Adresse:
Aladaglar da 50 Rota
Gelengül Sok. Nese Apt. 3/3 Caddebostan
34728 Istanbul
Tel/Fax. 0216 350 65 39
kitap@geven.net
geven@geven.net
www.geven.net
Die von mir beschriebene Yedigöller Kombinationstour aus Bergsteigen/ Trecking und Downhillmountainbiking habe ich auf dieser Webseite auf einem Panoramafoto eingezeichnet.
Wichtiger Hinweis zur optimalen Bereifung
In den anatolischen Bikerevieren des Hohen Taurus, als auch in Kappadokien sind eine sehr stichfeste Bereifung unbedingt erforderlich. In Anatolien gibt es Dornbüsche die sogar Schuhsohlen durchdringen. Mit einer neuwertigen, relativ stichfesten Bereifung kann man diesen bösen Geistern gut entgegenwirken. Auf jeden Fall sollte man eine extra große Portion Flickzeug & Ersatzschläuche mitnehmen!
Ein Test (2 Bikes, 3 verschiedene Reifen) hat bewiesen, dass ein SCHWALBE Nobby Nic Snake Skin, Modell 2010 keine Platten zur Folge hatte, während andere SCHWALBE Modelle und auch andere Reifen Markenhersteller (Specialized, S-Works, Eskar Modell 2008) eine Perforierung der Fahrradschläuche zuließ. 10 Löcher pro Schlauch fressen schnell jeden Flickvorrat auf.
Meine Erfahrungen in der ostafrikanischen Dornbuschsavanne haben gezeigt, dass Einstiche jeglicher Art (auch Nägel von Pferdehufen, etc.) durch ein Kunststoffband (im Bikehandel erhältlich), welches zwischen Mantel und Schlauch gelegt wird, weitgehend vermieden werden können. Eine gute Alternative, die in Entwicklungsländern immer organisierbar ist, ist eine in Streifen geschnittene Tierhaut (Länge = Reifenumfang) die man in nassem (flexiblem) Zustand zwischen Schlauch und Mantel legt. Die später trocknende Tierhaut passt sich der Schlauchform absolut perfekt an und ist ein absolut sicherer Panzer gegen die aggresivsten und härtesten Dornen. Eine Woche Dornbuschsavannendurchquerung ohne ein einziges Loch ist so möglich.
Weiterführende Links
Sobek Travel
organisiert ortskundige Bergführer, u. a. für Hauser Reisen und ist Teilhaber des Basislagers Sokulupinari Camp.
http://www.trekkinginturkeys.com/english/MtAraratTaurusCappadociaTrek.html
Demavent Travel
ist ebenfalls Teilhaber des Basislagers Sokulupinari Camp, vermietet Zeltplätze und bietet auch Touren im türkischen Hochgebirge an.
www.demavendtravel.com
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