Jun 02, 2012 Pedro May Sportreisen, Kitesurfen, Dänemark (Kite), 0
Cold Hawaii Klitmöller. Mehr Information lässt sich wohl kaum in drei Worte packen. Kalt stimmt, Hawaii was mit genialen Wellen verbunden wird, stimmt auch. Das Wort Kult fehlt höchstens noch. Zumindest für norddeutsche Windsurfer. Es gibt diese coolen Surforte mit fetten Surfshops und Nightlife an die jeder mal in seinem Surferleben pilgert. Tarifa, das “Hawaii Europas” zum Beispiel. Es gibt Orte die klingen nach coolen Surfbedingen, sind es aber nicht. Der Chiemsee zum Beispiel. Ein Flautensee für Ornithologen der häufiger einen Drosselrohrsänger sichtet als Kitesurfer.
Es gibt Orte die sind nicht cool aber trotzdem kalt. Klitmöller ist zum Beispiel solch einer. Kalt hat aber nicht zwingend etwas mit cool zu tun: Zwei Surfshops mit Klamotten die sicher älter sind als last season, keine einzige lässige Bar in der man unbedingt gewesen sein muss. Höchstens ne Burgerbude mit Internetzugang. Nix was nicht surfende Begleiter(innen) verlocken könnte längere Zeit im “Cold Hawaii” Klitmöller zu verweilen. Abwechslung bringt nur der Regen aus südlicher Richtung, der die Ostwindtage von kühlen Westwindtagen trennt. Dann heißt es sich im Womo oder in einer der tausend Ferienhäuser zu verkriechen.
Und trotzdem gibt es für Wellenreiter, Wind- und Kitesurfer sehr ernste Gründe nach Klitmöller zu reisen: Eine sagenhaft saubere, langsam laufende, nicht unbedingt hohlbrechende Welle mit sideon oder auch sideshore Wind der unendlich viele Turns auf ein und der gleichen Welle ermöglicht.
Da außer den Schweden und den Norddeutschen die ganze Welt eine sehr weite Anreise nach “Cold Hawaii” hat und nur wenige Bock auf cold haben, trifft man auch kaum andere Nationalitäten als eventuell ein paar Schweden und selbstverständlich meistens Deutsche. Dänische Kiter sind in ganz Dänemark immer noch sehr selten anzutreffen und die wenigen dänischen Windsurfer fallen in Klitmöller kaum auf. Deshalb ist Surfen in Dänemark leider nicht so international wie an vielen anderen Spots dieser Welt.
Wer also junge Dänen (insbesondere die dänische Damenwelt) in Dänemark treffen möchte sollte den Umweg über Kopenhagen nicht meiden. Immerhin ist Dänemark das Land der Rentner. Bei einem außergewöhnlich niedrigen Bevölkerungswachstum von 0,3 Prozent sind mehr als ein Sechstel aller Dänen Rentner. Der besonders hohe Lebensstandard des Wohlfahrtsstaates Dänemarks macht es zu einem Einwanderungsland. Dänemark zählt zu den zehn reichsten Ländern der Welt! Doch die meisten Ausländer (ca. 7 %) aus der Türkei, Pakistan und Deutschland wohnen im Großraum Kopenhagen. Also weit weg von den so jung klingenden Surfspots der dänischen Nordsee.
So ist es nicht verwunderlich, wenn man sich dem “Hawaii des Nordens” nähert und der erste Blick auf ein altes Paar fällt, dass sich mit Hilfe eines Rolators durch die langgezogene Dorfstraße quält. Wahrscheinlich um sich beim Bäcker oder beim Spar mit dem Notwendigsten einzudecken. Andere Alternativen haben sie auch kaum, obwohl sich die Klamotten in den Surfshops der dänischen Alterspyramide angepasst zu haben scheinen.
Spotbeschreibungen Kitespots Jütland Nordwest, Thy, Limfjorden
Der Wavespot Klittmöller
ist der bekannteste Windsurfspot Dänemarks. Wahrscheinlich überhaupt der berühmteste Nordeuropas. Nicht umsonst erlebt der Spot mittlerweile auch bei Kitesurfern immer mehr Kultstatus. Es zieht die oft flugverwöhnten Kiter mit ihren klassischen Surfmobilen nach Klitmöller wegen der großen Wahrscheinlichkeit moderaten Windswell in einem besonders großen Windfenster in relativer Einsamkeit abzureiten. Mehr als 10 Kites am Himmel sind viel, die Wellen erreichen meist nur außerhalb der Sommermonate (Juni – August) Höhen über 4 Meter. Gesurft werden kann in Klitmöller jeder Wind der aus westlicher Richtung kommt. Also SW, W, NW. Westwinde sind immerhin die vorherrschene Windrichtungen in Dänemark. Denn Dänemark liegt vollständig in der Westwinddrift, also immer in poleposition!
Bei Südwestwind
ist das Muschelriff links, südlich des Ortkernes interessant. Hier warten die perfekten Sideshorebedingungen mit großen, nicht hohlbrechenden Wellen. Wie erwähnt ist Klitmöller vor allem unter Windsurfern ein Begriff. Diese können an Wochenden, wenn sich der Ort mit Norddeutschen aus Flensburg, Kiel und Hamburg füllt den Wavespot über dem Muschelriff schnell mal füllen. Dann sollte man Druck auf die Kante geben und an den mehrere Kilometer langen Feinsandstrand nördlich von Klittmöller ausweichen. Hier laufen die Wellen zwar nicht mehr so geordnet, es gibt mehr Beachbreak aber Kiter können sich hier garantiert ungestört mit den Elementen spielen.
Bei West und Nordwestwind finden Kiter auch jederzeit eine Dünungswelle zum Abreiten (wenn auch nicht so lecker wie bei SW) und vorallem als Rampe zum Springen.
Der Flachwasserspot im Süßwassersee Vandet So
ist kein Anfängerrevier, wie man es bei einem See vermuten könnte. Zum einen nicht weil nur sehr wenig Platz auf einer kleinen Wiese vorhanden ist und zum anderen weil Bäume in Ufernähe die Kites regelrecht ansaugen. Das nordische Ambiente wird durch Süßwasser in Trinkqualität abgerundet. Leider kommt starker Westwind durch die Verwirbelung der Landabdeckung böhig an. Bei schächelndem Wind um die 4 bft kann man sein Glück deshalb versuchen, weil das kurze Land dass der Westwind streift leicht verstärkend wirkt. Somit ist es möglich auf dem See zu kiten, während in Klitmöller noch Flautenglotzen angesagt ist. Der Parkplatz zum Spot, der über eine breite Leiter erreicht wird, befindet sich am nördlichen Ufer an der Hauptstraße 557 zwischen Klitmöller und Skinnerup.
Die Flachwasserlagune im Limfjord Krig Vig
südlich von Agger östlich der Zufahrtsstraße zur Fähre nach Thyboron (Ort mit Fabrikkaminen)
ist ein Anfänger- und Freestylerevier das bei allen Windrichtungen funktioniert. Für Windsurfer könnte der Einstieg etwas zu wenig tief ausfallen. Kiter starten und riggen ihre Kites auf einer grünen Wiese und steigen wie auf Samt über einen Sandstrand in die teils stehtiefe Lagune.
Übrigens: Der Limfjord durchschneidet Jütland von West nach Ost. Daher ist die 180 Km lange Wasserstraße eigentlich kein Fjord, sondern ein durchgehender Sund. Allerdings erst seit 1825, als eine große Sturmflut die schmale Landzunge bei Agger Tange durchbrach, die bis dahin den Fjord von der Nordsee trennte. Seit dem besteht eine durchgehende Wasserstraße von der Nord- zur Ostsee und Nordjütland wurde entgültig eine Insel. Viele Jahre war der Limfjord für die Austernfischerei bekannt. Heute werden hier Miesmuscheln aus dem Wasser geholt, mehr als 100 000 Tonnen pro Jahr.
Die Kite- und Windsurfspots Bulbjerg, Vigsö, Hamborg
die man hauptsächlich bei West und Nordwestwinden anpeilen sollte werden in kurzen Zügen in den Bildunterschriften beschrieben.
Wetter-, Wind- und Wellencheck für die dänische Nordseeküste
DMI.dk ist gibt eine außergewöhnlich exakte Progronose für
Wetter
http://www.dmi.dk/dmi/index/danmark.htm
Wind (Vind) und Wellen (Bølger)
http://www.dmi.dk/dmi/index/danmark/farvandsudsigter.htm
DMI.dk ist zwar leider nur in dänischer Sprache verfügbar, doch die dänischen Wörter für die Wochentage sind den Deutschen teilweise sehr ähnlich und die Wettergraphiken kann ohnehin selbst ein Analphabet sehr gut verstehen.
Wichtig ist nur zu Wissen, dass die Windvorhersage in der Registerkarte “DANMARK” und dann unter dem Link “farvandsudsigter” zu suchen ist. Durch Klicken auf die gefrage Region in der interaktiven Landkarte erscheint die zuverlässige Wind- und Wellenvorhersage. Das wirklich wichtige dänische Wort beim Wind- und Wellencheck ist also “farvandsudsigter“.
Video
mit sehr realistischen Eindrücken eines Klitmöller Wellenreittages in den Sommermonaten mit sehr guten Einblicken wie viele Turns auf ein und der gleichen Welle bei Südwestwind möglich sind, zeigt das Wax.On.Tour First Stop Video.
Interessanter Pressebericht
zu Cold Hawaii” in
Zeit-Online.de
http://www.zeit.de/2009/28/Klitmoeller
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