Aug 15, 2013 Pedro May Panorama, Asien, Russland (Asien), 0
Das Holzhüttendorf Bolshi Koty am Baikalsee kann nur per Auto im Winter übers Eis oder im Sommer mit einem Boot erreicht werden. Jeweils einen Monat lang in den Übergangszeiten der Eisbildung bzw. –schmelze ist das Dorf von der Außenwelt abgeschlossen. Einen Landweg für Fahrzeuge gibt es (bis jetzt noch) nicht. Zu Fuß am Ufer des Baikalsees und des Angaraflusses entlang, wäre man 2 bis 3 Tage unterwegs.
Etwa 100 Personen leben in Bolshi Koty. Liebevoll erhalten sie ihre Holzhütten und leben im Einklang mit dem was der See und die Taiga zu geben haben. Fisch und Holz spielen eine zentrale Rolle. Kein Wunder, denn der im Baikalsee endemische Fisch Olmus ist eine seltene Köstlichkeit. Er ist in etwa so groß wie eine Forelle und schmeckt am Besten roh. Man zieht dem Fisch die zuvor gesalzene Haut ab und genießt feinstes Sushi. Die Märkte in Irkutsk sind so voll mit Olmus, wie jene in Kamtschatka mit Kaviar. Zu allem Überfluss gibt es hier beides.
Auch Krebse findet man in großen Mengen am Grund des Sees dessen Sichtweite über 30 Meter beträgt. Ein besonderer Dank ist der Epischura Krebsfamilie auszusprechen. Diese winzigen Krebse verschlingen Algen und Bakterien und bilden somit das größte Filtersystem für den Baikalsee.
Außerdem sind hier regelmäßig internationale Forscher anzutreffen, die in Kooperation mit dem Limnologischen Institut in Irkutsk den Bestand und die Entwicklung des Baikalsees erkunden. Der Baikalsee ist der größte Trinkwasserspeicher der Welt. Auf dem knapp 670 Km langen See fahren Motorboote und auch Industriebetriebe haben Abwässer eingeleitet. Insbesondere während der Ära der Sowjetunion hat das im Juli bis max. 8 Grad warme Wasser sehr an Qualität gelitten. Doch wahrscheinlich sind auch die kühlen Wassertemperaturen dafür verantwortlich dafür, dass sich die Trinkwasserqualität erhalten konnte. Damit dies in Zukunft auch weiterhin gewährleistet werden kann´, ist das Limnologische Institut in Irkutsk mit seinen 300 Mitarbeitern sehr bemüht das sensible Gefüge dieses außergewöhnlichen Gewässers zu erforschen und zu schützen. Noch lange sind nicht alle Lebewesen in dem See erfasst. Viele der Tiere und Pflanzen gibt es weltweit nur im Baikalsee. So z. B. auch die Baikalrobben, die sich aber leider nur nördlich von Bolshi Koty aufhalten und deshalb von hier aus nicht zu beobachten sind. Wer die weltweit einzigen Süßwasserrobben sehen besuchen möchte, sollte sich als Adresse die Uschkani Inseln und Olchon merken. In Olchon soll seit 10000 Jahren auch der Ursprung des Schamanismus liegen.
Das Süßwassermeer im Süden Sibiriens liegt eingebettet in einer weitläufigen Berglandschaft (Baikalgebirge) dessen Gipfel bis zu 2588 Meter hoch sind. Der See ist nicht nur mit seiner einmaligen Flora und Fauna ein See der Superlative. 337 Flüsse fließen in das blaue Meer, dass sich lediglich im Angara Fluss entwässert. Der Angarafluss an dessen Ufern die Metropole Irkutsk liegt vereinigt sich später mit dem Fluss Jenissej und findet so sein Ende in einem der größten Ströme Sibiriens. Wer mit dem Flugzeug von Irkutsk nach fliegt, kann den Jenissej Fluss (einer der längsten Flüsse der Erde) aus der Luft leicht erkennen. Das ist bemerkenswert, denn Russland wird von extrem vielen Flussläufen beherrscht, dass es nicht immer leicht ist diese aus der Luft zuzuordnen.
Wer es bis heute noch nicht an den Baikalsee geschafft hat, sollte nicht traurig sein. Ganz im Gegenteil, denn der See wird immer größer. Jährlich entfernen sich die beiden Ufer um ca. zwei Zentimeter von einander. Der Baikalsee ist eigentlich ein Graben der sich vor über 25000 Jahren mit Wasser gefüllt hat und dessen Fundament in über 1600 Meter Tiefe immer noch vulkanisch aktiv ist.
In unmittelbarer Umgebung von Bolshi Koty gibt es kleinere Gewässer die als so genannte „junge Seen“ bezeichnet werden. Das rohstoffreiche Russland hat offenbar romantisch veranlagte Goldgräber an den blauen See gelockt und dazu geführt, dass deren Abbaulöcher nun zu Seen geworden sind. Diese Gewässer sind aber keinesfalls von jener Reinheit wie der „alte See“ Baikal. Bei einer Wanderung zu den Seen im näheren Umkreis von Bolshi Koty lässt sich wunderbar erkennen, welche wie die Biodiversität des Baikal zur Klarheit des Gewässers beiträgt. Für Forscher ist es auch interessant, wie sich diese weit wärmeren Seen in Zukunft entwickeln werden.
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